Eine Karriere im Consulting erfordert ein tiefgreifendes Verständnis verschiedener Methoden und Modelle, die den Kunden helfen können, die Prozesse zu optimieren und die Leistung zu maximieren. Eines dieser Modelle ist das Capability Maturity Model (CMM), das als Kompass für Organisationen dienen kann, die ihre Projektmanagement- und Servicefähigkeiten verbessern wollen.
Entwickelt vom Software Engineering Institute (SEI) an der Carnegie Mellon University, konzentriert sich das CMM sowie die Erweiterung zum Capability Maturity Model Integration (CMMI) auf die Verbesserung von Prozessen in einer Organisation. Die Modelle bieten eine bessere Sicht auf die Prozessverbesserung innerhalb von fünf Ebenen (initial bis optimiert). Jede Ebene repräsentiert einen anderen Grad an Prozessreife und leitet eine Organisation in kontinuierlicher Prozessverbesserung an.
Die fünf CMM-Ebenen

- Initial:
Dies ist die niedrigste Ebene im CMM. Die Prozesse auf dieser Ebene sind unstrukturiert, inkonsistent und oft ad hoc. Es gibt wenig formale Kontrolle über den Softwareentwicklungsprozess und das Ergebnis ist in der Regel schwer vorhersehbar. - Wiederholbar:
Auf dieser Ebene werden die grundlegenden Projektmanagementtechniken angewendet, um die Softwareentwicklung zu stabilisieren. Es werden Metriken zur Überwachung der Projektqualität und des Fortschritts verwendet. Die Organisation beginnt, den Softwareentwicklungsprozess zu dokumentieren und zu standardisieren. - Definiert:
Auf dieser Ebene wird der Softwareentwicklungsprozess weiter formalisiert und dokumentiert. Es werden standardisierte Verfahren und Methoden eingeführt, die von den Entwicklern befolgt werden müssen. Die Organisation hat klare Richtlinien und Standards für die Durchführung von Projekten. - Verwaltet:
Auf dieser Ebene werden quantitative Techniken verwendet, um den Softwareentwicklungsprozess zu steuern und zu überwachen. Es werden außerdem Metriken und statistische Methoden angewandt, um die Prozessleistung zu messen und zu analysieren. Die Organisation arbeitet kontinuierlich daran, den Prozess zu verbessern und Fehler zu reduzieren. - Optimiert:
Dies ist die höchste Ebene des CMM. Die Organisation konzentriert sich darauf, den Softwareentwicklungsprozess kontinuierlich zu verbessern und zu optimieren. Es werden innovative Ansätze und Technologien eingeführt, um die Effizienz und Qualität zu steigern. Die Organisation lernt aus Erfahrungen und setzt Best Practices ein, um ihre Fähigkeiten weiter zu verbessern.
Diese fünf Ebenen des CMM repräsentieren einen graduellen Reifegrad und dienen als Referenzpunkt für Organisationen, um ihren aktuellen Stand in Bezug auf die Softwareentwicklung zu bewerten und Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen.
CMM in Aktion - Ein Beispiel
Betrachten wir ein Softwareentwicklungsunternehmen, das oft Termine verfehlt, Produkte von schlechter Qualität liefert und Budgets überschreitet (Ebene 1: Initial). Das Unternehmen kann das CMM zur Verbesserung seiner Leistung nutzen. Durch die Einführung von Projektmanagement-Tools und die Einrichtung eines grundlegenden Prozessmanagements (Ebene 2: Wiederholbar), kann das Unternehmen beginnen, Projekte rechtzeitig und im Budgetrahmen zu liefern. Wenn das Unternehmen weiterhin seine Standardverfahren verfeinert, definiert und dokumentiert (Ebene 3: Definiert), kann es eine größere Konsistenz und Vorhersagbarkeit in seinen Projektergebnissen sicherstellen.
Weiter unten auf dem Weg könnte das Unternehmen anfangen, Metriken zu Prozess- und Produktqualität zu sammeln und zu analysieren (Ebene 4: Verwaltet), um ein tieferes Verständnis seiner Abläufe zu gewinnen und potenzielle Verbesserungsbereiche zu identifizieren. Schließlich würde das Unternehmen mithilfe dieses quantitativen Feedbacks seine Prozesse kontinuierlich verfeinern und verbessern (Ebene 5: Optimiert), dabei agil und anpassungsfähig bleiben angesichts sich ändernder Anforderungen und Marktbedingungen (vgl. Stacey Matrix).
Ähnlich Modelle wie das CMM
- Capability Maturity Model Integration (CMMI):
Das Capability Maturity Model Integration (CMMI) ist eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Capability Maturity Models (CMM). Es wurde vom Software Engineering Institute (SEI) entwickelt, um eine noch umfassendere Methode zur Bewertung und Verbesserung der Prozesse und Fähigkeiten einer Organisation zu bieten. Darauf werden wir im Folgenden noch näher eingehen. - People Capability Maturity Model (People CMM):
Dieses Modell, welches ebenfalls an der Carnegie Mellon entwickelt wurde, konzentriert sich auf die Verbesserung der Talentmanagement-Prozesse innerhalb einer Organisation. Wie das CMM hat auch das People CMM fünf Reifegrade, von 'Initial' bis 'Optimiert'. Der Fokus liegt auf der Anziehung, Entwicklung und Bindung von talentierten Einzelpersonen und Teams. - COBIT (Control Objectives for Information and Related Technologies):
Dieser Rahmen hilft Organisationen bei der Steuerung und Verwaltung ihrer Informationstechnologie. Er stimmt mit dem strukturierten Verbesserungsansatz des CMM überein, ist aber breiter angelegt. COBIT hat sechs Prinzipien und sieben Kernkompetenzen und konzentriert sich auf Bereiche wie Stakeholder-Bedürfnisse, End-to-End-Governance und kontinuierliche Verbesserung. - ISO 9001:
ISO 9001 ist eine Norm, die die Kriterien für ein Qualitätsmanagementsystem festlegt. Sie hilft Unternehmen und Organisationen, effizienter zu sein und die Kund:innenzufriedenheit zu verbessern. Obwohl sie nicht dasselbe ist wie das CMM, teilt sie den ähnlichen Schwerpunkt auf die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen.
Anwendung von CMM in einem Case-Interview
Ein Fall, bei dem das Capability Maturity Model angewendet werden könnte, ist zum Beispiel folgender:
Ein ehrgeiziges Tech-Start-up hat Schwierigkeiten, seine Projekte rechtzeitig und innerhalb des Budgets zu liefern. Suche nach einer umfassenden Strategie zur Verbesserung der Projektmanagement-Fähigkeiten. Wie würdest du dem Unternehmen helfen?
Mithilfe des CMM kannst du deine Antwort folgendermaßen strukturieren und vortragen:
- Bewertung des aktuellen Zustands:
Beginne mit der Aussage, dass es notwendig ist, die bestehenden Prozesse zu verstehen und festzustellen, wo sie auf der CMM-Skala stehen. Beispielsweise könnten die Abläufe chaotisch und inkonsistent sein, was darauf hindeutet, dass sie sich auf Ebene 1: Initial befinden. - Strategie skizzieren: Skizziere anschließend den Plan, um dem Unternehmen zu helfen, auf Ebene 2: Wiederholbar zu gelangen. Dies könnte zum Beispiel beinhalten, dass grundlegende Projektmanagement-Techniken etabliert werden und stabile Prozesse geschaffen werden, die in der Lage sind, kontinuierlich erfolgreiche Projekte zu liefern.
- Ergebnisse aufzeigen: Zeichne ein Bild davon, wie die Umsetzung dieser Strategie die Betriebsabläufe der/des Kund:in transformieren würde. Wie könnten sie ihre Erfolge aufgrund der etablierten Prozesse wiederholen? Wie würde dies dazu führen, dass die Projekt-Lieferzeiten verbessert werden und innerhalb des Budgets bleiben?
- Ausblick: Schaue schließlich in die Zukunft und weise auf die nächsten Schritte für eine kontinuierliche Prozessverbesserung hin, von der Verfeinerung und Definition von Standardverfahren (Ebene 3: Definiert) bis hin zur Sammlung detaillierter Metriken und deren Nutzung zur weiteren Verbesserung der Prozesse (Ebenen 4 und 5: Verwaltet und Optimiert).