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Servant Leadership

Das Konzept des Servant Leaderships, also der dienenden Führung, geht davon aus, dass eine Führungsperson zuerst und vor allem ein Zuarbeiter oder Unterstützer ist. Klingt komisch, oder? Man denkt normalerweise, dass der Chef oder die Chefin diejenige Person ist, die befiehlt und die anderen folgen.

Aber Servant Leadership dreht diese Vorstellung um.

In diesem Fall ist dein Chef nicht derjenige, der dir sagt, was du zu tun hast, sondern derjenige, der dich fragt, was du brauchst, um deine Arbeit gutzumachen. Er ist da, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, dir die Werkzeuge an die Hand zu geben, und der dafür sorgt, dass du dich wohl und wertgeschätzt fühlst. Ein Servant Leader wäre auch jemand, der dir hilft, dich weiterzuentwickeln, neue Fähigkeiten zu erlernen und als Mensch sowie als Fachkraft zu wachsen. Seine Hauptaufgabe wäre es, dich zu unterstützen, damit du dein Bestes geben kannst.

Die Grundannahme basiert darauf, dass wenn du dein Bestes gibst, auch das gesamte Unternehmen dieses umsetzt. Wenn sich alle Mitarbeiter wertgeschätzt, unterstützt und motiviert fühlen, dann sind sie auch engagierter, produktiver und kreativer. Sie bringen mehr Ideen ein, arbeiten besser zusammen und sind weniger oft krank. Und all das ist natürlich gut für das Unternehmen.

Das ist in einfachen Worten das, was Servant Leadership bedeutet. Es geht nicht darum, Macht auszuüben, sondern darum, zu dienen. Und indem die Führungskraft dient, hilft sie letztendlich dem ganzen Unternehmen, besser zu werden.

Woher kommt der Begriff Servant Leadership?

Der Begriff Servant Leadership wurde von Robert K. Greenleaf in dem Essay „The Servant as Leader“ (1970) geprägt. Greenleaf war kein typischer Geschäftsmann, sondern arbeitete viele Jahre für eine Telefongesellschaft und hatte die Chance, viele verschiedene Führungspersonen zu beobachten. Er bemerkte, dass die effektivsten und inspirierendsten Führungspersonen diejenigen waren, die sich um ihre Mitarbeiter kümmerten und ihnen dienten, anstatt sie nur zu befehligen.

Die Ideen und den Namen leitete Greenleaf aus dem Buch "Reise nach Indien" von Hermann Hesse ab. In diesem Roman stößt der Protagonist auf eine Gruppe von Menschen, die von einem "Diener" geführt werden. Dieses Bild inspirierte ihn dazu, das Konzept des Servant Leadership zu entwickeln. Nachdem er das Essay veröffentlicht hatte, gründete Greenleaf 1977 das "Greenleaf Center for Servant Leadership". Die Organisation setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für Servant Leadership zu fördern und Menschen und Organisationen bei der Umsetzung dieses Führungsstils zu unterstützen.

Es ist wichtig zu bemerken, dass viele seiner Schriften und Bücher auch heute noch als wichtige Ressourcen in der Führungsliteratur betrachtet werden. Sein Konzept des Servant Leadership unterscheidet sich nach wie vor stark von anderen Führungsstilen und wird heutzutage vor allem im agilen Arbeitsbereich zur Führung von selbstbestimmten Teams genutzt (vgl. Scrum).

Oftmals wird Servant Leadership vor allem mit zwei Führungsstilen verglichen bzw. dargestellt:

  1. Autoritäre Führung:
    Hierbei ist der Chef der Boss, der Befehle gibt, die die Mitarbeiter befolgen müssen. Es gibt wenig Raum für Diskussion oder Kreativität seitens der Mitarbeiter. Sie sind da, um zu tun, was ihnen gesagt wird. Alle Entscheidungen sind streng hierarchisch geprägt.
    Im Gegensatz dazu geht es bei Servant Leadership darum, die Mitarbeiter zu unterstützen, sie zu ermutigen, ihre Ideen und Kreativität einzubringen, und ihre Entwicklung zu fördern.
  2. Transformationale Führung:
    Hierbei ist der Vorgesetzte jemand, der inspiriert und motiviert, der eine Vision hat und die Mitarbeiter dazu bringt, diese Vision mit ihm zu teilen und für sie zu arbeiten. Das klingt ziemlich gut, oder? Aber der Unterschied zu Servant Leadership ist, dass beim transformationalen Führungsstil das Endziel oft die Vision des Chefs ist. Bei Servant Leadership hingegen steht das Wohl und die Entwicklung der Mitarbeiter im Vordergrund, und die Annahme ist, dass dies letztlich auch dem Unternehmen zugutekommt.

Was sind die zehn Charakteristiken eines Servant Leaders?

Laut Larry C. Spears, einem Experten auf dem Gebiet des Servant Leadership, hat ein Servant Leader zehn besondere Charaktereigenschaften.

Larry C. Spears, ein prominenter Autor, Redner und Forscher auf dem Gebiet des Servant Leadership war von 1990 bis 2007 Präsident und CEO des Robert K. Greenleaf Center for Servant Leadership. Während seiner Zeit identifizierte Spears zehn charakteristische Merkmale von Servant Leadership aus den Schriften von Robert Greenleaf.

Im Folgenden werde ich versuchen, diese zehn Merkmale erklären:

  1. Zuhören:
    Servant Leader sind wie menschliche Schwämme, wenn es um das Aufnehmen von Informationen geht. Sie hören aktiv zu, was ihre Mitarbeiter sagen, anstatt nur auf ihre eigene Stimme zu achten.
  2. Empathie:
    Stellen Sie sich Empathie wie die Fähigkeit vor, in die Schuhe einer anderen Person zu schlüpfen. Servant Leader versuchen wirklich, die Gefühle und Sorgen ihrer Mitarbeiter zu verstehen und zeigen, dass sie sich kümmern.
  3. Heilung:
    Heilung bedeutet hier nicht, jemanden von einer Krankheit zu heilen. Es bedeutet eher, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Menschen ihre Probleme ansprechen und Lösungen finden können. Es geht darum, eine unterstützende Umgebung zu schaffen.
  4. Selbstbewusstsein:
    Servant Leader haben einen Spiegel, in den sie schauen und sich selbst sehen – metaphorisch gesprochen. Sie verstehen ihre Stärken und Schwächen und wissen, wie ihr Verhalten andere beeinflusst.
  5. Überzeugungskraft:
    Statt Leute mit dem metaphorischen Hammer der Autorität zu lenken, nutzen Servant Leader sanfte Überzeugungskraft. Sie bauen Konsens auf und regen andere dazu an, sich aus freiem Willen für eine Sache zu engagieren.
  6. Weitsicht:
    Servant Leader besitzen eine Kristallkugel, die ihnen erlaubt, in die Zukunft zu blicken – aber nur bildlich. Sie können Muster erkennen und die möglichen Folgen von Entscheidungen abschätzen, bevor sie sie treffen.
  7. Stewardship:
    Stewardship bedeutet, dass Servant Leader sich wie Hausmeister verhalten, die sich um ein Gebäude kümmern. Nur dass in diesem Fall das Gebäude das Unternehmen oder Team ist. Sie nehmen ihre Verantwortung ernst und sorgen dafür, dass alles gut läuft und sich entwickelt.
  8. Engagement für das Wachstum der Menschen:
    Servant Leader sind wie Gärtner, die helfen, Pflanzen zu wachsen. Nur, dass die Pflanzen hier Menschen sind. Sie kümmern sich darum, dass ihre Mitarbeiter wachsen und sich entwickeln, sowohl beruflich als auch persönlich.
  9. Aufbau von Gemeinschaft:
    Sie sind wie der Kapitän eines Schiffes, der sicherstellt, dass alle an Bord zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Sie fördern Teamwork und sorgen dafür, dass sich jeder als Teil einer Gemeinschaft fühlt.
  10. Gemeinschaftsbewusstsein: Ein Servant Leader denkt nicht nur an das eigene Team oder Unternehmen, sondern auch an die Gemeinschaft außerhalb. Er fragt sich, wie Entscheidungen die Gesellschaft als Ganzes beeinflussen könnten und setzt sich für das Wohl aller ein.

Diese zehn Charakteristiken helfen einem Servant Leader, ein unterstützendes und produktives Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter gedeihen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jeder Leader alle diese Merkmale in gleichem Maße besitzen muss, um effektiv zu sein. Es geht vielmehr darum, ein Gleichgewicht zu finden und einen Führungsstil zu entwickeln, der zu der jeweiligen Person und Situation passt.

Wie kann Servant Leadership die Leistung eines Unternehmens verbessern?

Servant Leadership als Beratungsansatz in einem Unternehmen zu implementieren, kann eine wirkungsvolle Methode sein, um die Kultur und Leistung des Unternehmens zu verbessern (vgl. Opportunitätskosten). Dabei geht es im Grunde darum, eine Umgebung zu schaffen, in der die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den Vordergrund gerückt werden und ihre Entwicklung gefördert wird.

Hier sind einige Schritte, die dabei helfen könnten, den Ansatz des Servant Leaderships zu einzuführen:

  1. Bewusstsein schaffen:
    Es ist wichtig, dass alle im Unternehmen, insbesondere die Führungskräfte, das Konzept des Servant Leadership verstehen und seinen Wert erkennen. Das kann durch Workshops, Seminare oder individuelles Coaching erreicht werden.
  2. Führungskräfte als Vorbilder:
    Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle beim Übergang zu Servant Leadership. Sie sollten die Prinzipien des Servant Leadership vorleben, wie beispielsweise aktives Zuhören, Empathie zeigen und das Wachstum der Mitarbeiter fördern.
  3. Mitarbeiter-Feedback einholen:
    Um die Bedürfnisse der Mitarbeiter wirklich zu verstehen, sollte ein Feedback-System etabliert werden, das es den Mitarbeitern ermöglicht, ihre Gedanken, Ideen und Bedenken auszudrücken.
  4. Umfeld für Wachstum schaffen:
    Das kann durch kontinuierliche Lern- und Entwicklungsprogramme, Mentoring und die Bereitstellung von Ressourcen erreicht werden, die den Mitarbeitern helfen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern.

Die Vorteile von Servant Leadership können bei so einer Einführung vielfältig sein:

  • Mitarbeiterzufriedenheit:
    Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt und geschätzt werden, führt das oft zu höherer Zufriedenheit und Motivation.
  • Teamzusammenhalt:
    Servant Leadership kann zu einer stärkeren Teamdynamik und Zusammenarbeit führen, da es den Fokus auf Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung legt.
  • Innovation:
    Da Servant Leadership die Entwicklung und das Wachstum der Mitarbeiter fördert, kann es eine Umgebung schaffen, die Innovation und Kreativität begünstigt.

Es gibt aber auch mögliche Nachteile oder Herausforderungen, die beachtet werden müssen:

  • Zeitaufwand:
    Die Implementierung von Servant Leadership kann Zeit in Anspruch nehmen und erfordert einen echten Kulturwandel, was nicht immer einfach ist.
  • Missverständnisse:
    Manche Leute könnten Servant Leadership falsch interpretieren und als Schwäche sehen, was zu mangelndem Respekt führen könnte.
  • Balance finden:
    Es kann eine Herausforderung sein, die Balance zwischen dem Dienen und dem Führen zu finden, insbesondere in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen erforderlich sind.

Es ist wichtig, diese Aspekte zu berücksichtigen und eine umsichtige Herangehensweise zu wählen, wenn man Servant Leadership in einem Unternehmen einführen möchte.

Wann ist eine Implementierung von Servant Leadership sinnvoll?

Die Einführung von Servant Leadership als Führungsstil kann in verschiedenen Kontexten in einem Unternehmen sinnvoll sein. Hier sind einige Situationen, in denen die Einführung von Servant Leadership besonders nützlich sein könnte:

  • Kulturwandel:
    Wenn sich ein Unternehmen in einem Change-Prozess befindet oder einen anstrebt – beispielsweise hin zu mehr Mitarbeiterzentriertheit, Zusammenarbeit oder Innovation – kann Servant Leadership ein effektiver Ansatz sein. Es kann dazu beitragen, eine Kultur der Fürsorge und des Respekts zu schaffen, die diese Werte fördert.
  • Mitarbeiterengagement verbessern:
    Wenn ein Unternehmen Probleme mit der Motivation oder dem Engagement seiner Mitarbeiter hat, kann Servant Leadership eine Lösung sein. Durch die Fokussierung auf die Bedürfnisse und die Entwicklung der Mitarbeiter kann es zu höherer Zufriedenheit und Engagement führen.
  • Teamarbeit stärken:
    In Unternehmen, in denen Teamarbeit und Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung sind, kann Servant Leadership dazu beitragen, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und eine effektivere Zusammenarbeit zu fördern.
  • Führungsprobleme lösen:
    Wenn es in einem Unternehmen Führungsprobleme gibt – wie etwa mangelnde Führungsqualität oder eine Führungskultur, die auf Kontrolle und Autorität basiert – kann Servant Leadership einen positiven Unterschied machen. Es kann dazu beitragen, eine Führungskultur zu schaffen, die auf Unterstützung und Entwicklung der Mitarbeiter basiert.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Einführung von Servant Leadership einen signifikanten Kulturwandel erfordert und nicht von heute auf morgen geschehen kann. Es erfordert Engagement, Geduld und Kontinuität, um diese Art der Führungskultur im Unternehmen zu verankern.

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