Themenüberblick
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Erste Schritte
Was solltest du über Interviews in der Finanzbranche wissen? Welche Interviewtypen erwarten dich? Alle Antworten und hilfreiche Tipps findest du hier!
Warum sind die Interviews im Finance so wichtig?
Typischer Ablauf eines Finance-Interviews
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Marktfragen
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Von DCF bis Multiples – lerne die wichtigsten Bewertungsmethoden, um in deinem Finance-Interview zu glänzen!
Ertragswertverfahren
Discounted Cash Flow Analyse (DCF)
Multiples
Capital Asset Pricing Model (CAPM)
Leveraged-Buyout-Model (LBO)

Wenn du dich auf ein Finance-Interview vorbereitest, denkst du vermutlich zuerst an klassische Fragen zu Unternehmensbewertung, Bilanzanalyse oder KPIs. Doch immer häufiger setzen Banken, Fonds und Corporates auch auf ein anderes Format: Die Case-Study.

Was viele eher mit Consulting verbinden, kommt mittlerweile auch im Finance-Recruiting zum Einsatz – vor allem, wenn es darum geht, dein strategisches Denken, deine analytische Herangehensweise und dein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge zu testen.
 

Was ist überhaupt eine Case-Study?

Eine Case-Study ist ein praxisnahes Business-Szenario, das du im Interview analysieren und strukturiert lösen sollst. Ziel ist es, zu sehen, wie du an komplexe Fragestellungen herangehst: Denkst du logisch? Bleibst du strukturiert? Kannst du mit Zahlen umgehen und wirtschaftliche Zusammenhänge nachvollziehen? Und vor allem: Kommunizierst du deine Gedanken klar und verständlich?

Im Finance-Kontext geht es dabei meist nicht um kreative Brainstormings oder offene Strategievorschläge, sondern um zahlenbasierte Entscheidungen mit wirtschaftlichem Bezug. Du bekommst zum Beispiel ein kurzes Unternehmensprofil, ein paar Eckdaten zum Markt oder zu Finanzkennzahlen und sollst dann einschätzen, ob sich ein Investment lohnt, wie viel ein Unternehmen wert ist oder wo wirtschaftliche Risiken liegen könnten.

Wichtig zu verstehen: Es gibt selten „die eine richtige Lösung“. Viel wichtiger ist, wie du zur Lösung kommst. Interviewer:innen achten dabei vor allem auf deine Argumentation, deinen Umgang mit Zahlen und deine Fähigkeit, strukturiert und unter Druck zu denken.

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Wann und wo kommen Case-Interviews im Finance-Recruiting vor?

Während Case-Interviews im Consulting nahezu selbstverständlich sind, kommen sie im Finance-Bereich seltener und weniger standardisiert zum Einsatz. Wenn sie vorkommen, dann meist in späteren Bewerbungsrunden wie der Final Round oder dem Superday. Sie dienen dazu, deine unternehmerische Denkweise, Analysefähigkeiten und Entscheidungsstärke in realitätsnahen Szenarien zu testen.

Besonders relevant sind Case-Studies in Bereichen wie Private Equity und Venture Capital, wo du typischerweise Investmententscheidungen beurteilen sollst: Lohnt sich ein Einstieg in ein Unternehmen? Wie hoch sollte die Bewertung ausfallen? Und wie könnte ein Exit aussehen? In vielen Fällen analysierst du den Case nicht nur, sondern präsentierst auch deine Lösung. Auch im Investment Banking können kurze Cases Teil des Auswahlprozesses sein – beispielsweise zur Bewertung eines Übernahmeziels oder zur Einschätzung eines Marktsegments, insbesondere bei M&A- oder Industry-Teams.

Zunehmend verbreitet sind Case-Studies zudem in strategischen Inhouse-Finance-Rollen wie Corporate Development, M&A oder Inhouse-Consulting. Dort geht es häufig um Marktanalysen, Business Cases oder Investitionsentscheidungen, bei denen du dein strategisches Urteilsvermögen und deine Strukturierungsfähigkeit unter Beweis stellen musst.

Wichtig ist: Je näher die Rolle an Investmententscheidungen, Deal-Strukturen oder Business-Analysen liegt, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Case-Study Teil deines Auswahlprozesses ist.
 

Welche Arten von Case-Studies gibt es im Finance?

Je nach Rolle, Unternehmen und Erfahrungslevel unterscheiden sich die Inhalte der Case-Interviews im Finance-Bereich deutlich. Während im Consulting häufig Themen wie Marktgrößen, Wettbewerbsstrategien oder Profitabilität im Vordergrund stehen, geht es im Finance meist um Entscheidungen auf Basis quantitativer Analysen. Die Grundidee bleibt jedoch dieselbe: Du sollst zeigen, wie du Informationen strukturiert erfasst, gezielt auswertest und daraus eine fundierte Empfehlung ableitest.

Folgende Case-Typen können dir im Finanzbereich begegnen:

Die 5 typischsten Case-Typen

Unternehmensbewertung:

Bei der Unternehmensbewertung bekommst du grundlegende Informationen zu einem Unternehmen – etwa Umsatz, EBITDA und ein Branchen-Multiple – und sollst daraus einen groben Unternehmenswert ableiten. Manchmal geht es auch darum, verschiedene Bewertungsmethoden zu vergleichen oder einzuschätzen, ob sich ein bestimmter Kaufpreis rechtfertigen lässt.

Investmententscheidungen (Buy/Sell):

In diesem Case-Typ sollst du beurteilen, ob sich ein Investment in ein bestimmtes Unternehmen lohnt. Du erhältst dazu oft ein Kurzprofil, ein paar Finanzkennzahlen und Marktinfos und musst dann Chancen und Risiken abwägen sowie eine Empfehlung abgeben.

LBO-Case (Leveraged Buyout):

LBO-Cases kommen vor allem in Interviews zu Private-Equity-Rollen zum Einsatz. Hier sollst du grob einschätzen, ob sich ein Unternehmen als LBO-Kandidat eignet und ob sich das Investment bei bestimmten Annahmen (Kaufpreis, Schulden, Exit Multiple) rechnet. Dabei werden keine komplexen Modelle erwartet, aber du solltest mitdenken, wie sich Cashflows auf die Rückzahlung von Schulden und IRR auswirken.

Markt- oder Branchenanalyse:

Bei einem Case zur Markt- und Branchenanalyse geht es weniger um harte Zahlen als um dein wirtschaftliches Verständnis. Du sollst z. B. einschätzen, ob ein bestimmter Markt attraktiv für ein Investment ist, wo Chancen und Risiken liegen oder wie sich externe Faktoren auf das Geschäft auswirken könnten.

Mini-Modellierung oder Rechen-Cases:

Gerade im Investment Banking oder in Corporate-Finance-Rollen kann es vorkommen, dass du einfache Berechnungen durchführen sollst – zum Beispiel zur Kapitalstruktur, Verschuldung oder zu Bewertungseffekten. Wichtig ist, dass du sauber rechnest und deine Annahmen klar erklärst.

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Wie läuft eine Case-Study im Finance-Interview typischerweise ab?

Der genaue Ablauf einer Case-Study kann je nach Unternehmen und Position variieren – von einem kurzen Rechenbeispiel im Screening-Call bis hin zu einer umfangreichen Präsentation in der Final Round. Dennoch folgen die meisten Cases-Interviews im Finance einem ähnlichen Grundmuster.

In vielen Fällen bekommst du vom Interviewer oder der Interviewerin eine kurze Ausgangssituation geschildert. Das kann zum Beispiel ein Unternehmensprofil, ein potenzielles Investment oder eine geplante Übernahme sein. Daraufhin wirst du Schritt für Schritt durch den Case geführt – oft im sogenannten Interviewer-Led-Format. Das heißt: Du beantwortest eine erste Frage, bekommst daraufhin neue Informationen und wirst weiter durch das Szenario geleitet.

Manche Unternehmen arbeiten auch mit Candidate-Led-Cases, bei denen du die Initiative übernehmen und die nötigen Informationen aktiv erfragen musst. Diese Variante ist etwas seltener, zeigt aber besonders gut, wie strukturiert du denkst und wie du mit unvollständigen Daten umgehst.

In der Regel dauert eine Case-Study im Interview zwischen 20 und 45 Minuten. In manchen Fällen erhältst du bereits im Vorfeld Unterlagen zur Vorbereitung und präsentierst deine Ergebnisse dann im Gespräch. Besonders im Private Equity oder in Inhouse-Strategieabteilungen kommt dieses Vorgehen häufiger vor.
 

Worauf achten Interviewer:innen bei Case-Studies besonders?

Auch wenn sich die Inhalte von Case-Studies im Finance-Bereich stark unterscheiden können, achten Interviewer:innen meist auf ähnliche grundlegende Skills. Entscheidend ist weniger, ob du in kurzer Zeit „die eine richtige Lösung“ findest, sondern wie du an die Aufgabe herangehst – wie du denkst, rechnest und deine Argumente strukturierst. Auf die folgenden Aspekte wird dabei besonders geachtet:

Skills, auf die beim Case-Interview besonders geachtet wird

Analytisches Denken: Erkennst du die relevanten Informationen, kannst sie logisch ordnen und daraus schlüssige Erkenntnisse ableiten?

Struktur: Gehst du systematisch vor und erklärst deine Herangehensweise klar und nachvollziehbar?

Zahlenverständnis: Rechnest du sicher, präzise und realitätsnah – zum Beispiel bei Bewertungen, Kennzahlen oder Überschlagsrechnungen?

Kommunikationsfähigkeit: Bringst du deine Gedanken klar auf den Punkt, formulierst Annahmen offen und reagierst souverän auf Rückfragen?

Geschäftliches Urteilsvermögen: Beziehst du wirtschaftliche Zusammenhänge mit ein und kannst die Relevanz deiner Einschätzungen begründen?

Umgang mit Unsicherheit: Bleibst du ruhig und lösungsorientiert, auch wenn dir Informationen fehlen oder du improvisieren musst?
 

Key Takeaways

Case-Studies kommen inzwischen immer häufiger in Finance-Interviews vor – insbesondere in Bereichen wie Investment Banking, Private Equity oder Corporate Development. Sie geben Arbeitgeber:innen die Möglichkeit, nicht nur dein Fachwissen, sondern auch deine Denkweise, Struktur und Kommunikationsstärke zu prüfen. 

Dabei kommt es weniger auf die „eine richtige Lösung“ an, sondern auf deinen Umgang mit Zahlen, deine Argumentation und deine Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge einzuordnen. Ob Unternehmensbewertung, Investmententscheidung oder Marktanalyse – je besser du typische Case-Typen kennst und strukturiert trainierst, desto überzeugender wirst du im Interview auftreten. 

💡 Ein guter Weg, um mehr Sicherheit bei der Präsentation von Cases zu gewinnen, ist das Üben mit anderen. Verabrede dich über unser Meeting-Board mit Gleichgesinnten und trainiert gemeinsam!