Wenn du wissen willst, wie effizient ein Unternehmen mit dem Kapital seiner Eigentümer:innen wirtschaftet, lohnt sich ein Blick auf die Eigenkapitalrendite. Sie gehört zu den wichtigsten Größen, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens einzuschätzen. In diesem Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, was die Eigenkapitalrendite ist, wie du sie berechnest und was du bei der Interpretation beachten musst.
Was ist die Eigenkapitalrendite?
Die Eigenkapitalrendite, auch bekannt als Return on Equity (ROE), beschreibt das Verhältnis zwischen dem Gewinn eines Unternehmens und dem eingesetzten Eigenkapital. Genauer gesagt zeigt sie, wie viel Gewinn ein Unternehmen mit dem Kapital erwirtschaftet, das ihm von seinen Eigentümer:innen zur Verfügung gestellt wurde. Je höher die Rendite, desto besser scheint das Unternehmen mit den Mitteln seiner Anteilseigner:innen zu wirtschaften.
Stell dir zum Beispiel vor, ein Unternehmen hat 1m € Eigenkapital und erwirtschaftet in einem Jahr 200T € Gewinn. Dann liegt die Eigenkapitalrendite bei 20 %. Das bedeutet: Das Unternehmen hat mit jedem Euro Eigenkapital 20 Cent Gewinn erzielt.
Wie wird die Eigenkapitalrendite berechnet?
Die Formel zur Berechnung der Eigenkapitalrendite ist klar definiert und leicht zu merken:

Was bedeuten die Begriffe genau?
- Der Jahresüberschuss ist der Gewinn eines Unternehmens nach Steuern – also das Geld, das am Ende tatsächlich übrig bleibt.
- Das Eigenkapital ist das Kapital, das die Eigentümer:innen in das Unternehmen eingebracht haben. Also keine Kredite oder Darlehen, sondern wirklich „eigenes“ Geld.
Schauen wir uns ein weiteres Rechenbeispiel an:
Ein Unternehmen hat ein Eigenkapital von 250T € und erzielt im laufenden Geschäftsjahr einen Jahresüberschuss von 30T €. Die Berechnung sieht dann so aus:
(30T € ÷ 250T€) × 100 = 12 %
Das bedeutet: Das Unternehmen hat mit jedem investierten Euro 12 Cent Gewinn erwirtschaftet.
Wie interpretiert man die Eigenkapitalrendite?
Die Eigenkapitalrendite gilt als Maß für die Rentabilität – also dafür, wie gut ein Unternehmen wirtschaftet. Ein hoher ROE wird oft positiv bewertet: Er zeigt, dass ein Unternehmen scheinbar viel aus dem eingesetzten Kapital herausholt.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn manchmal kann die Eigenkapitalrendite verzerrt sein. Das passiert zum Beispiel, wenn ein Unternehmen einen einmaligen Sondergewinn erzielt, etwa durch den Verkauf eines Firmengebäudes. Dann sieht die Rendite für dieses Jahr vielleicht toll aus, ist aber kein Indikator für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
Ein weiteres Problem: Unternehmen können ihren ROE künstlich hochtreiben, wenn sie besonders wenig Eigenkapital einsetzen, also z.B. sehr viele Kredite aufnehmen. Der Gewinn wird dann auf eine kleinere Eigenkapitalbasis verteilt. So erhöht sich die Rendite, ohne dass das Unternehmen tatsächlich effizienter geworden ist. Solche Effekte nennt man Hebelwirkung oder auch Leverage.
Darum gilt: Die Eigenkapitalrendite solltest du immer im Zusammenhang betrachten (zum Beispiel über mehrere Jahre hinweg oder im Vergleich mit ähnlichen Unternehmen derselben Branche).
Typische Interviewfragen rund um die Eigenkapitalrendite
1. Wie wird die Eigenkapitalrendite berechnet und was sagt sie aus?
Die Eigenkapitalrendite berechnet sich aus dem Jahresüberschuss, geteilt durch das Eigenkapital, multipliziert mit 100. Sie zeigt, wie viel Gewinn das Unternehmen mit dem Kapital der Eigentümer:innen erwirtschaftet hat. Je höher, desto besser – solange keine Verzerrungen vorliegen.
2. Was bedeutet eine steigende Eigenkapitalrendite über mehrere Jahre?
Wenn der ROE über mehrere Jahre steigt, kann das ein Zeichen für verbesserte Effizienz und höhere Gewinne sein. Es könnte aber auch sein, dass das Unternehmen mehr Fremdkapital aufgenommen hat. Deshalb sollte man sich auch die Kapitalstruktur genau anschauen.
3. Welche Schwächen oder Risiken hat die Eigenkapitalrendite?
Der ROE kann durch einmalige Gewinne oder eine geringe Eigenkapitalbasis überhöht wirken. Bei Unternehmen mit hoher Verschuldung verteilt sich die Rendite auf eine kleinere Eigenkapitalbasis. In diesem Fall sagt die Kennzahl wenig über die tatsächliche Leistungsfähigkeit aus.
4. Was ist der Unterschied zwischen Eigenkapitalrendite (ROE) und Gesamtkapitalrendite (ROI)?
Die Eigenkapitalrendite betrachtet nur das Verhältnis von Gewinn zu Eigenkapital. Die Gesamtkapitalrendite hingegen bezieht auch das Fremdkapital ein. Sie zeigt also, wie effizient das gesamte Kapital eingesetzt wurde und nicht nur das der Eigentümer:innen.
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