Wenn du dich auf ein Finance-Interview vorbereitest, kann das schnell überwältigend wirken – besonders, wenn du zum ersten Mal vor einem persönlichen Interview bei einer Investmentbank, einem Private-Equity-Fonds oder einem Venture-Capital-Unternehmen stehst. Solche Interviews können ziemlich anspruchsvoll sein und prüfen in der Regel dein fachliches Wissen, deinen Personal-Fit oder auch deine Rechen-Skills direkt im Gespräch. Wer hier souverän auftreten will, braucht mehr als nur Wissen aus dem Studium.
Mit einem strukturierten Plan kannst du deine Vorbereitung gezielt aufbauen und Schritt für Schritt an den Themen arbeiten, die im Interview wirklich zählen.
Bausteine einer guten Vorbereitung auf deine Interviews im Finance
Für die Vorbereitung auf ein persönliches Finance-Interview solltest du den Ablauf des Interviewprozesses verstehen, die fachlichen Grundlagen sicher beherrschen, typische Interviewfragen gezielt trainieren und dein persönliches Auftreten professionalisieren. Alle diese Elemente greifen ineinander und je besser du sie aufeinander abstimmst, desto selbstsicherer wirst du im Gespräch auftreten.
Im Folgenden zeigen wir dir, wie du Schritt für Schritt vorgehen kannst, um sowohl inhaltlich als auch persönlich zu überzeugen.

1. Verstehe den Interviewprozess in der Finanzbranche.
Ein Finance-Bewerbungsverfahren verläuft meist in mehreren Stufen. Nach dem CV-Screening folgen häufig Online-Assessments und kurze Telefon- oder Videogespräche. Diese frühen Schritte dienen vor allem dazu, Motivation, Kommunikationsfähigkeit und ein erstes Zahlenverständnis einzuschätzen.
Der entscheidendste Teil im Bewerbungsprozess ist jedoch ein persönliches Interview vor Ort. Genau hier entscheidet sich, ob du nicht nur auf dem Papier überzeugst, sondern auch im direkten Gespräch. Dieses Interview besteht bei den meisten Firmen aus zwei Teilen:

Im fachlichen Teil prüft das Unternehmen dein Wissen zu Bilanz, GuV, Cashflow, relevanten Kennzahlen und Bewertungsmethoden. Neben richtigen Antworten zählt vor allem, ob du komplexe Sachverhalte klar, strukturiert und unter Zeitdruck erklären kannst.
Im Personal-Fit-Teil möchten die Interviewer:innen herausfinden, ob du ins Team und zur Unternehmenskultur passt. Sie achten auf deine Motivation, dein Auftreten, deine Belastbarkeit sowie auf Erfahrungen aus Studium oder Praxis, die deine Soft Skills belegen.
Wichtig: In jedem Unternehmen kann der Bewerbungsprozess und auch der Ablauf des persönlichen Interviews variieren. Informiere dich deshalb gezielt über die Firmen, bei denen du dich bewirbst und hole dir zusätzlich Einblicke von anderen Kandidat:innen. Nutze dafür gerne unser Q&A oder wirf einen Blick in unseren Finance-Blog: Dort findest du zahlreiche Interview-Guides zu verschiedenen Unternehmen, die dir genau zeigen, worauf du dich im Auswahlprozess einstellen solltest.
2. Baue dein Finanzwissen gezielt auf.
Ein sicheres fachliches Fundament ist entscheidend, um im persönlichen Finance-Interview zu überzeugen. Dabei reicht es nicht aus, Begriffe auswendig zu lernen, sondern du musst die Zusammenhänge verstehen und erklären können. Folgende Themen solltest du unbedingt abdecken:
- Bilanz: Verstehe die Struktur von Aktiva und Passiva, und wie sich verschiedene Geschäftsvorfälle auf die Bilanz auswirken.
- GuV (Gewinn- und Verlustrechnung): Kenne den Aufbau von Umsatzerlösen bis zum Jahresüberschuss und sei in der Lage, Einflussfaktoren wie Abschreibungen oder Zinsaufwendungen einzuordnen.
- Cashflow-Statement: Lerne die Unterschiede zwischen Operating, Investing und Financial Cashflow und verstehe, wie das Statement mit Bilanz und GuV verknüpft ist.
- Working Capital: Verstehe, wie sich Forderungen, Verbindlichkeiten und Vorräte auf das gebundene Kapital auswirken und warum das im Tagesgeschäft und in der Unternehmensbewertung eine Rolle spielt.
- Free Cash Flow: Erkläre, wie sich der free Cashflow berechnet und warum er für Investor:innen eine wichtige Größe bei der Bewertung eines Unternehmens ist.
- DCF-Modell zur Unternehmensbewertung: Verstehe den grundsätzlichen Aufbau eines DCF-Modells (Prognose, Diskontierung, Terminal Value) und wofür WACC und FCFF stehen.
- Multiples in der Unternehmensbewertung: Sei in der Lage zu erklären, wie EV/EBITDA oder P/E als grobe Bewertungsmaßstäbe dienen und was bei der Anwendung zu beachten ist.
Diese Beispiele geben dir einen ersten Überblick über die wichtigsten Themen, jedoch solltest du dir natürlich auch weitere Finanzkonzepte und Modelle anschauen und möglichst vielfältiges Wissen aufbauen.
3. Trainiere fachliche Interviewfragen.
Sobald du die wichtigsten Finanzkonzepte verstanden hast, geht es darum, dein Wissen auch im Interview anwenden zu können. Fachliche Fragen gehören in nahezu jedem Finance-Gespräch zum Standard – ganz gleich, ob du dich für Investment Banking, Corporate Finance oder Private Equity bewirbst.
Das Ziel dieser Fragen ist nicht, dich mit komplizierten Formeln aus dem Konzept zu bringen. Vielmehr wollen Interviewer:innen sehen, ob du logisch denkst, Zusammenhänge verstehst und Inhalte verständlich erklären kannst. Daher solltest du typische Fragen regelmäßig üben.
Folgende Fragen könnten dich im fachlichen Interview erwarten:
- Erkläre mir den Aufbau und das Zusammenspiel der drei Finanzberichte.
- Wie wirkt sich eine Erhöhung der Abschreibungen auf die Finanzberichte aus?
- Wie berechnet man den Unternehmenswert mit der DCF-Methode?
👉 In folgenden Fragen-Sets aus unserer Case-Sammlung findest du umfassende Beispiele zu typischen fachlichen Fragen: