Der Begriff Equity Value begegnet einem häufig, wenn es um die Bewertung von Unternehmen geht. Doch was steckt genau dahinter?
Im Kern beschreibt der Equity Value den Wert des Eigenkapitals eines Unternehmens – also den Gesamtwert der Anteile aus Sicht der Eigentümer:innen.
Bei börsennotierten Unternehmen lässt sich der Equity Value einfach berechnen, indem man den aktuellen Aktienkurs mit der Anzahl der ausstehenden Aktien multipliziert. Bei nicht börsennotierten Unternehmen wird der Equity Value hingegen auf Basis einer Unternehmensbewertung geschätzt.
In beiden Fällen steht die Frage im Mittelpunkt, wie viel das Unternehmen aus Sicht der Anteilseigner:innen wert ist.
Wie lässt sich der Equity Value herleiten?
Für börsennotierte Unternehmen ist die Berechnung des Equity Value im Grunde ganz einfach:
Dabei handelt es sich um die klassische Marktkapitalisierung, also den Gesamtwert aller im Umlauf befindlichen Aktien. Man nimmt den aktuellen Börsenkurs einer einzelnen Aktie und multipliziert ihn mit der Gesamtzahl der ausstehenden Aktien. Diese Zahl findet man meist im Geschäftsbericht oder auf Finanzportalen. Das Ergebnis zeigt, wie viel das Unternehmen aus Sicht der Aktionär:innen insgesamt wert ist.
Der Equity Value allein sagt allerdings noch nichts darüber aus, ob ein Unternehmen „teuer“ oder „günstig“ bewertet ist. Dafür muss er in Relation gesetzt werden – etwa zum Jahresüberschuss (KGV) oder im Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche. So lässt sich besser einschätzen, wie der Markt das Unternehmen bewertet und ob diese Bewertung im Verhältnis zur Ertragslage als hoch oder niedrig erscheint.
Doch auch bei nicht börsennotierten Unternehmen spielt der Equity Value eine zentrale Rolle – zum Beispiel bei Unternehmensverkäufen, Finanzierungsrunden oder Mitarbeiterbeteiligungen. In diesem Fall lässt sich der Equity Value nicht über einen Börsenkurs berechnen, sondern wird aus dem Enterprise Value abgeleitet (z. B. durch Subtraktion von Nettofinanzverbindlichkeiten). Die genaue Ermittlung erfolgt häufig im Rahmen einer Unternehmensbewertung, etwa mithilfe von Multiples oder einer DCF-Analyse.
Ob börsennotiert oder nicht: Der Equity Value ist ein wichtiger Bezugspunkt für Eigentümer:innen, Investor:innen und Analyst:innen – insbesondere, wenn es darum geht, den Wert von Unternehmensanteilen zu bestimmen oder mit anderen Unternehmen zu vergleichen.
Diluted Equity Value
Es gibt auch eine erweiterte Form des Equity Value: den Diluted Equity Value.
Dabei berücksichtigt man nicht nur die aktuell ausstehenden Aktien, sondern auch potenzielle Aktien, die in Zukunft noch hinzukommen könnten (z.B. durch Mitarbeiteroptionen, Warrants oder bestimmte Wandelverträge).
Solche Instrumente können dazu führen, dass sich die Gesamtzahl der Aktien erhöht. Das wiederum verwässert den Anteil der bestehenden Aktionär:innen, weil ihr prozentualer Anteil am Unternehmen kleiner wird.
Der Diluted Equity Value zeigt also, was das Eigenkapital des Unternehmens wert wäre, wenn man bereits heute alle potenziellen Aktien einrechnet. Besonders bei der Bewertung börsennotierter Unternehmen mit umfangreichen Aktienoptionsprogrammen ist dieser Wert oft aussagekräftiger als die einfache Marktkapitalisierung.
Beispielrechnung für den Equity Value ohne Verwässerung:
Ein Unternehmen hat 10 Millionen Aktien. Der aktuelle Kurs pro Aktie liegt bei 50 €.
→ 10 Mio. Aktien × 50 € = 500 Mio. € Equity Value
So weit, so einfach. Aber was passiert, wenn das Unternehmen Aktienoptionen ausgegeben hat – zum Beispiel an Mitarbeiter:innen? Wenn diese Optionen eingelöst werden, entstehen zusätzliche Aktien. Der Unternehmenswert bleibt zwar gleich, aber er verteilt sich auf mehr Anteile. Der „Kuchen“ wird also in mehr Stücke geschnitten und jeder Anteil wird dadurch etwas kleiner.
Solche Fälle bezieht der Diluted Equity Value mit ein. Man rechnet also so, als wären alle potenziell neuen Aktien schon heute im Umlauf.
Beispielrechnung für den Diluted Equity Value:
Bleiben wir beim gleichen Unternehmen wie oben und nehmen wir an, dass durch Optionen noch 1 Million neue Aktien dazukommen:
→ 10 Mio. Aktien + 1 Mio. Aktienoptionen × 50 € = 550 Mio. € Diluted Equity Value
Der Unterschied: Der einfache Equity Value zeigt den heutigen Börsenwert auf Basis der aktuell gehandelten Aktien. Der Diluted Equity Value schaut voraus und zeigt, wie sich dieser Wert verändern würde, wenn wirklich alle potenziellen Aktien ausgegeben würden.
Die nötigen Zahlen für die Berechnung des Equity Value findest du übrigens auf Börsenseiten, im Geschäftsbericht oder im Bereich „Investor Relations“. Du brauchst sie auch, um Kennzahlen wie das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis (engl. Price-to-Book Ratio) zu berechnen, mit denen sich einschätzen lässt, ob ein Unternehmen an der Börse aktuell als günstig oder teuer bewertet wird.
Was ist der Unterschied zwischen dem Equity Value und dem Enterprise Value?
Equity Value ist der Wert, der den Eigentümer:innen eines Unternehmens zusteht – also der Marktwert des Eigenkapitals.
Enterprise Value ist der Gesamtwert des Unternehmens aus Sicht eines Käufers – also der Betrag, den man zahlen müsste, um das gesamte Unternehmen zu übernehmen, einschließlich der Schulden, aber abzüglich der verfügbaren Barmittel, da diese nach dem Kauf zur Tilgung von Verbindlichkeiten oder zur freien Verfügung stehen würden.
Die Unterscheidung ist entscheidend, weil sich viele Bewertungskennzahlen – etwa Multiples wie EV/EBITDA oder P/E – jeweils auf unterschiedliche Bezugsgrößen beziehen und falsche Vergleiche schnell zu Fehlbewertungen führen können.
Beispiel zur Veranschaulichung:
Stell dir vor, du willst ein Haus kaufen: Der Equity Value entspricht dem Anteil, den die aktuellen Eigentümer:innen tatsächlich besitzen, also dem Wert des Hauses abzüglich der noch offenen Schulden. Wenn das Haus 500.000 € wert ist und darauf noch ein Kredit von 200.000 € läuft, beträgt der Eigenkapitalanteil 300.000 €. Das ist der Equity Value.
Der Enterprise Value ist der Gesamtwert des Hauses, also das, was du zahlen müsstest, um das Haus komplett zu übernehmen, inklusive der Schulden. In unserem Beispiel wären das 500.000 €.
Für Unternehmen funktioniert das ganz genauso. Der Equity Value zeigt, was den Aktionär:innen gehört. Der Enterprise Value zeigt, was ein:e Käufer:in wirklich zahlen müsste.
💡 Merksatz fürs Interview:
- Equity Value = Sicht der Eigentümer:innen
- Enterprise Value = Sicht der Käufer:innen
Typische Fragen rund um den Equity Value im Finance-Interview
In Interviews wollen deine Interviewer:innen sehen, dass du nicht nur auswendig gelernt, sondern das Konzept wirklich verstanden hast. Anbei findest du ein paar typische Fragen rund um den Equity Value (inkl. Beispiel-Antworten):
Was ist der Unterschied zwischen Equity Value und Enterprise Value?
Der Equity Value ist der Marktwert des Eigenkapitals, also das, was den Aktionär:innen gehört.
Der Enterprise Value zeigt den Gesamtwert des Unternehmens inkl. Schulden und abzüglich liquider Mittel, also das, was ein Käufer effektiv zahlen müsste.
Der Unterschied ist wichtig, weil beide Größen unterschiedliche Bewertungskennzahlen wie P/E oder EV/EBITDA beeinflussen.
Wie berechnest du den Equity Value (mit und ohne Verwässerung)?
- Ohne Verwässerung: Aktienkurs × Anzahl der Aktien
- Mit Verwässerung (Diluted): Aktienkurs × (Anzahl der Aktien + mögliche neue Aktien)
Warum berücksichtigt der Equity Value keine Schulden?
Weil der Equity Value nur den Wert des Eigenkapitals abbildet, also den Teil des Unternehmens, der den Aktionär:innen gehört. Schulden stehen Gläubiger:innen zu, nicht den Eigentümer:innen, und werden deshalb im Equity Value nicht berücksichtigt. Wenn man den gesamten Unternehmenswert aus Sicht eines Käufers ermitteln will (also inklusive der Schulden) verwendet man den Enterprise Value.
Was passiert mit dem Equity Value, wenn ein Unternehmen neue Aktien ausgibt?
Wenn ein Unternehmen neue Aktien ausgibt und der Aktienkurs konstant bleibt, steigt der Equity Value, weil sich die Anzahl der Aktien erhöht und jede Aktie den gleichen Marktwert hat wie zuvor.
In der Praxis sinkt der Aktienkurs bei einer Kapitalerhöhung jedoch oft leicht, weil sich der Unternehmenswert nun auf mehr Anteile verteilt (insbesondere, wenn keine echten Vermögenswerte zufließen oder die Verwässerung als negativ bewertet wird).
Daher kann der Equity Value in der Realität stabil bleiben oder nur leicht steigen, selbst wenn die Anzahl der Aktien zunimmt.
Ist der Equity Value dasselbe wie der Buchwert des Eigenkapitals?
Nein. Der Equity Value kommt vom Börsenkurs, also vom Preis, den der Markt gerade zahlt. Der Buchwert steht in der Bilanz und zeigt, was rechnerisch übrig bleibt, wenn man alles verkauft und alle Schulden bezahlt. Marktwert und Buchwert sind fast nie gleich.
Für welche Kennzahlen oder Vergleiche nutzt man den Equity Value?
Zum Beispiel für das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Dieses zeigt, wie teuer die Aktie im Vergleich zum Gewinn ist. Oder für das Kurs-Buchwert-Verhältnis (engl. Price-to-Book Ratio), das zeigt, wie viel man für eine Aktie im Vergleich zum Wert laut Bilanz zahlt.
👉 Mit den Fragen-Sets aus unserer Case-Sammlung kannst du diese und viele weitere Fragen üben, also schau unbedingt mal rein!