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Gordon Growth Model (GGM)

Das Gordon Growth Model ist eine Variante des Dividend Discount Models (DDM). Dieses Bewertungsmodell schätzt den inneren Wert einer Aktie auf Basis ihrer zukünftigen Dividendenzahlungen. Im Gegensatz zu komplexeren DDM-Varianten, die mit fluktuierenden Wachstumsraten arbeiten, setzt das GGM auf einen simplen Ansatz: Es geht davon aus, dass Dividenden dauerhaft mit einer konstanten Rate steigen. Damit eignet sich das Modell besonders gut für etablierte Unternehmen mit stabilen Dividendenzahlungen.

Die Formel des Gordon Growth Models

Mit nur drei zentralen Größen lässt sich über das GGM der fair Value einer Aktie berechnen, unter der Annahme, dass die Dividenden gleichmäßig wachsen. Für Unternehmen mit verlässlichem Dividendenwachstum liefert das Modell eine schnelle und aussagekräftige Schätzung des fairen Fair Value einer Aktie.

Die Formel lautet:

Dabei steht:

  • P für den aktuellen (inneren) Wert der Aktie
  • D₁ für die erwartete Dividende im nächsten Jahr
  • r für die geforderte Rendite (bzw. den Diskontierungssatz)
  • g für die erwartete, konstante Wachstumsrate der Dividende

Der Wert einer Aktie ergibt sich laut GGM also aus der erwarteten Dividende im kommenden Jahr, geteilt durch die Differenz zwischen der geforderten Rendite und dem erwarteten Dividendenwachstum. Wichtig ist: Alle drei Werte müssen realistisch geschätzt werden.

Eingangsgrößen im Gordon Growth Model

Drei Kreise mit Icons: Erwartete Dividende, erwartete Rendite, Dividendenwachstum.

1. Erwartete Dividende (D₁):

Gemeint ist die Dividende, die das Unternehmen voraussichtlich im nächsten Jahr ausschütten wird. Wenn die letzte Dividende z. B. 1,90 $ betrug und ein Wachstum von 5 % erwartet wird, liegt D₁ bei 1,90 $ × (1 + 0,05) = 2,00 $.

Diese Schätzung basiert meist auf vergangenen Dividendenentwicklungen, Aussagen des Managements oder Analyst:innenprognosen.

2. Erwartete Rendite (r):

Das ist die Rendite, die Investor:innen für das Halten der Aktie verlangen, abhängig vom Risiko. Häufig wird sie mit dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) berechnet. Dabei spielen der risikofreie Zinssatz (z. B. die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen), die Beta-Kennzahl der Aktie (also ihre Volatilität im Vergleich zum Gesamtmarkt) und die erwartete Marktrisikoprämie eine Rolle.
Beispiel: Liegt der risikofreie Zinssatz bei 3 %, das Beta bei 1,2 und die Risikoprämie bei 4 %, ergibt sich r = 3 % + 1,2 × 4 % = 7,8 %.

3. Wachstumsrate der Dividende (g):

Sie beschreibt, wie stark die Dividenden langfristig pro Jahr steigen sollen, und zwar auf unbestimmte Zeit. Grundlage für die Schätzung sind meist historische Wachstumsraten, Gewinnprognosen oder Entwicklungen bei der Ausschüttungsquote. Zusätzlich fließen oft qualitative Faktoren wie Branchentrends oder Expansionspläne des Unternehmens mit ein. 

Wichtig ist, zu verstehen, wie sich jede dieser Größen auf das Ergebnis auswirkt:
Steigt die Wachstumsrate, wird der Nenner (r − g) kleiner. Das erhöht den berechneten Wert der Aktie. Sinkt die geforderte Rendite, etwa weil das Risiko geringer eingeschätzt wird, steigt der Wert ebenfalls. Deshalb ist es entscheidend, mit realistischen und gut begründeten Annahmen zu arbeiten.

Und nicht vergessen: Das GGM eignet sich am besten für Unternehmen mit stabilen Dividenden, die in etablierten Märkten aktiv sind und langfristig verlässliches Wachstum zeigen. In solchen Fällen passen die Modellannahmen gut zur Realität und liefern dadurch verlässlichere Ergebnisse.

Typische Interviewfragen zum Gordon Growth Model

Das Gordon Growth Model inhaltlich zu verstehen, ist das eine, es im Interview überzeugend zu erklären und anzuwenden, das andere. Damit du gut vorbereitet bist, zeigen wir dir einige häufige Fragen samt Beispielantworten.

1. Bitte erkläre das Gordon Growth Model.

Das Gordon Growth Model bewertet ein Unternehmen auf Basis seiner zukünftigen Dividendenzahlungen, unter der Annahme, dass diese dauerhaft mit einer konstanten Rate wachsen. Die Formel lautet:
 P = D₁ ÷ (r − g)
Dabei ist P der Wert der Aktie, D₁ die erwartete Dividende im nächsten Jahr, r die geforderte Rendite und g die erwartete Dividendenwachstumsrate.
Das Modell vereinfacht die Bewertung, indem es Dividenden als Stellvertreter für zukünftige Cashflows nutzt.

2. Welche Annahmen liegen dem GGM zugrunde?

Das Gordon Growth Model geht davon aus, dass die Dividende jedes Jahr mit einer konstanten Rate wächst, die geforderte Rendite über der Wachstumsrate liegt (r > g), das Unternehmen überhaupt Dividenden ausschüttet und das Geschäftsumfeld langfristig stabil bleibt, also keine größeren Veränderungen bei Kapitalstruktur, Dividendenpolitik oder Risikoprofil zu erwarten sind.

3. Wie würde ein konkretes Rechenbeispiel mit dem Gordon Growth Model aussehen?

Nehmen wir an, ein Unternehmen zahlt im nächsten Jahr eine Dividende von 2,00 $. Investor:innen erwarten eine Rendite von 8 %, und das Dividendenwachstum liegt bei konstanten 3 %. Dann lautet die Rechnung:

Der Fair Value der Akte liegt in diesem Fall bei 40,00 $ pro Anteil.

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4. Welche Schwächen hat das Gordon Growth Model?

Zu den größten Einschränkungen des Gordon Growth Models gehört, dass das angenommene konstante Dividendenwachstum in der Realität oft nicht gegeben ist. Zudem funktioniert das GGM nur bei Unternehmen, die überhaupt Dividenden ausschütten. Selbst dann liefert es bei stark schwankenden Ausschüttungen oder in Phasen hohen Wachstums kaum verlässliche Ergebnisse. Problematisch wird es auch, wenn die erwartete Rendite (r) nahe an der Wachstumsrate (g) liegt, da das Modell in solchen Fällen zu extrem hohen oder unrealistischen Bewertungen führen kann.

5. Wie passt man das Modell an, wenn das Dividendenwachstum nicht konstant ist?

Dann bietet sich ein mehrstufiges Dividend Discount Model an. Dabei werden die Dividenden zunächst für eine Phase mit höherem Wachstum einzeln prognostiziert (z. B. für fünf Jahre). Danach wird für die restliche Zeit ein stabileres Wachstum angenommen und ab diesem Punkt kommt das Gordon Growth Model zum Einsatz, um den sogenannten Terminal Value zu berechnen.

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Key Takeaways

Das Gordon Growth Model ist ein grundlegendes Konzept der Unternehmensbewertung: Es hilft dabei, den Wert einer Aktie zu schätzen, basierend auf künftig erwarteten Dividenden, die mit einer konstanten Rate wachsen. Besonders gut funktioniert es bei etablierten Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie.

Seine Stärke liegt in der klaren, einfachen Struktur. Gleichzeitig macht das Modell aber auch deutliche Annahmen: konstantes Dividendenwachstum, regelmäßige Ausschüttungen und eine geforderte Rendite, die über der Wachstumsrate liegt.

Für schnell wachsende Unternehmen oder Firmen ohne Dividende ist das Modell weniger geeignet. Trotzdem bleibt das Gordon Growth Model ein wertvolles Werkzeug in deiner Valuation-Toolbox. Richtig eingesetzt, mit realistischen Annahmen und im passenden Kontext, kann es dir helfen, Sicherheit in der Bewertung von Aktien zu gewinnen und im Interview souverän aufzutreten.