Ob neue Märkte, veränderte Regulierungen oder technologische Entwicklungen – Unternehmen müssen ihr Umfeld stets verstehen und analysieren, um Risiken und Chancen frühzeitig zu erkennen. Genau dabei unterstützen Business-Analyst:innen und Berater:innen: Sie helfen Unternehmen, Chancen und Risiken im Markt frühzeitig zu erkennen. Dafür greifen sie auf bewährte Analyse-Tools zurück, mit denen sich sowohl interne Faktoren als auch externe Einflüsse systematisch bewerten lassen. Besonders beliebt ist dazu neben der SWOT-Analyse und Porter's Five Forces auch die PESTEL-Analyse.
Im Unterschied zur SWOT-Analyse, die sowohl interne als auch externe Faktoren betrachtet, konzentriert sich PESTEL ausschließlich auf externe Einflüsse. Damit liefert sie besonders wertvolle Einblicke in die großen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die für die strategische Planung relevant sind.
Was ist die PESTEL-Analyse?
PESTEL ist ein strategisches Management-Tool zur Analyse des externen Umfelds eines Unternehmens. Das Akronym steht für folgende Einflussfaktoren:
- Political (politisch)
- Economic (wirtschaftlich)
- Social (sozial)
- Technological (technologisch)
- Environmental (ökologisch)
- Legal (rechtlich)
Ursprünglich wurde die Methode als PEST-Analyse entwickelt (Political, Economic, Social und Technological). Später wurde sie um Umwelt- und Rechtsaspekte zur heute gängigen PESTEL-Version erweitert. Darüber hinaus gibt es auch erweiterte Varianten wie PESTELE (inkl. ethischer Aspekte) oder STEEPLED, die zusätzlich Faktoren wie Bildung und Demografie berücksichtigen.
Wenn du verstehst, wie diese externen Faktoren auf ein Unternehmen wirken, kannst du Chancen und Risiken deutlich besser einschätzen. Zum Beispiel hilft PESTEL dir dabei, technologische Innovationen frühzeitig zu erkennen oder auf regulatorische Veränderungen vorbereitet zu sein.
Im Folgenden findest du eine kompakte Beschreibung der sechs PESTEL-Faktoren:
Politische Faktoren
Hier geht es um den Einfluss von Regierungspolitik, Stabilität und internationalen Beziehungen auf Unternehmen. Wichtige Punkte sind z. B. Handelsabkommen, Steuerpolitik, Arbeitsgesetze oder die politische Lage eines Landes.
Beispiel: Ein Regierungswechsel kann neue Handelsregeln bringen, die Auswirkungen auf Unternehmen haben, die viel exportieren oder importieren. Auch geopolitische Spannungen können internationale Lieferketten gefährden.
Ökonomische Faktoren
Makroökonomische Entwicklungen beeinflussen die Kaufkraft und das Konsumverhalten. Dazu gehören z.B. Inflation, Zinsen, Arbeitslosigkeit oder Wechselkurse.
Beispiel: In einer wirtschaftlichen Krise geben Konsument:innen weniger Geld für nicht lebensnotwendige Dinge wie Reisen oder Luxusprodukte aus.
Soziale Faktoren
Hier spielen gesellschaftliche und demografische Trends eine Rolle, die sich auf Kundenbedürfnisse auswirken. Wichtige Punkte sind z.B. Bevölkerungswachstum, Altersstruktur, Bildung oder Änderungen im Lebensstil.
Beispiel: Eine alternde Gesellschaft fördert die Nachfrage nach Gesundheitsdiensten, während wachsendes Umweltbewusstsein das Interesse an nachhaltigen Produkten steigert.
Technologische Faktoren
Technologische Entwicklungen beeinflussen, wie Produkte hergestellt, vermarktet oder vertrieben werden. Dazu gehören neue Technologien, Digitalisierung, Forschung & Entwicklung und die Internetverfügbarkeit.
Beispiel: Künstliche Intelligenz revolutioniert den Kundenservice, während Blockchain für mehr Transparenz in Lieferketten sorgt. Wer nicht mit der technologischen Entwicklung Schritt hält, riskiert Wettbewerbsnachteile.
Ökologische Faktoren
Nachhaltigkeit und Umweltfragen spielen eine immer größere Rolle. Dazu gehören Klimawandel, Umweltgesetze, Ressourcenknappheit oder Recyclingvorgaben.
Beispiel: Naturkatastrophen können Lieferketten unterbrechen, während CO2-Grenzwerte die Produktionskosten erhöhen können.
Rechtliche Faktoren
Hier geht es um alle Gesetze und Vorschriften, die für Unternehmen relevant sind. Dazu zählen z.B. Datenschutz (z.B. DSGVO), Wettbewerbsrecht, Arbeitsrecht oder geistiges Eigentum.
Beispiel: Neue Datenschutzverordnungen erfordern, dass Unternehmen ihre Prozesse zum Umgang mit Kundendaten anpassen, sonst drohen hohe Strafen.
So wendest du die PESTEL-Analyse in deinem Finance-Interview an
In Bewerbungsgesprächen für Positionen im Bereich Strategie oder Business Analysis wird oft geprüft, ob du strukturiert denken kannst. Dabei wird PESTEL meist nicht direkt genannt. Trotzdem wird erwartet, dass du das passende Framework erkennst und anwenden kannst. Aus diesem Grund solltest du wissen, wann PESTEL sinnvoll ist und wie man jeden der sechs Faktoren sinnvoll bewertet.
Eine typische Frage, die du mit PESTEL lösen kannst, lautet zum Beispiel:
"Wie würden Sie das externe Umfeld vor einem Markteintritt analysieren?"
Ein guter Ansatz, um diese Frage strukturiert zu beantworten, ist der Blick auf das externe Umfeld mithilfe der PESTEL-Analyse und den sechs zentralen Einflussfaktoren. Überlege, welche dieser Faktoren in dem konkreten Markt besonders relevant sein könnten und nutze sie, um diesen systematisch zu analysieren. Je nach Markt könnte Folgendes von dir erwartet werden:
- Berücksichtigung politischer Stabilität, geltender Handelsabkommen und regulatorischer Rahmenbedingungen
- Analyse wirtschaftlicher Indikatoren wie Wachstumsraten, Inflation und Kaufkraft
- Beobachtung gesellschaftlicher Trends, demografischer Entwicklungen und kultureller Präferenzen
- Bewertung technologischer Innovationen in Produktion, Distribution und Kommunikation
- Einschätzung ökologischer Rahmenbedingungen wie Umweltauflagen, Nachhaltigkeitsziele und Ressourcenverfügbarkeit
- Prüfung rechtlicher Gegebenheiten wie Arbeitsrecht, Datenschutz und geistiges Eigentum
Die Analyse dieser sechs Dimensionen hilft dabei, Risiken und Chancen zu identifizieren, Strategien an lokale Gegebenheiten anzupassen und den optimalen Markteintrittsmodus zu wählen.
👉 In unserer Case-Sammlung findest du typische Fragen zum Markteintritt und zur Marktanalyse. So kannst du den Einsatz der PESTEL-Analyse und dein strukturiertes Denken trainieren.