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Enterprise Value

Wenn du dich auf ein Finance-Interview vorbereitest, stolperst du früher oder später über einen Begriff, der fast immer fällt: Enterprise Value (oder kurz: EV). Klingt erstmal groß und kompliziert, ist aber eigentlich ganz logisch, wenn man’s einmal verstanden hat.

Einfach gesagt: Der Enterprise Value zeigt den Gesamtwert eines Unternehmens, so wie ihn Käufer:innen sehen würden, die das ganze Unternehmen übernehmen wollen.

Stell dir vor, jemand kauft eine Firma komplett. Dann reicht es nicht, nur den Aktienwert zu betrachten, denn man übernimmt auch die Schulden, bekommt dafür aber auch das Bargeld der Firma. Genau das wird im Enterprise Value berücksichtigt: Aktienwert plus Schulden minus Kassenbestand.
 

Wie lässt sich der Enterprise Value herleiten?

Es gibt eine einfache Formel zur Berechnung des Enterprise Value:

Wie lässt sich der Enterprise Value herleiten?

Etwas genauer erklärt:

  • Börsenwert (Equity Value): Das ist der Gesamtwert aller Aktien – also der Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl der ausstehenden Aktien.
  • Schulden werden dazugerechnet, weil ein:e Käufer:in bei einer Übernahme auch für alle Kredite und sonstigen Verpflichtungen des Unternehmens aufkommen muss.
  • Bargeld wird abgezogen, weil dieses dem oder der Käufer:in nach dem Kauf zur Verfügung steht – etwa zur Schuldentilgung oder für neue Investitionen. Man „zahlt“ also zunächst mit, bekommt das Geld aber direkt zurück.

Wenn ein Unternehmen viele Schulden hat, wird der Enterprise Value höher, weil ein Käufer mehr „mitkaufen“ muss.  Wenn ein Unternehmen viel Bargeld hat, fällt der Enterprise Value niedriger aus, weil das Bargeld dem Käufer nach der Übernahme zur freien Verfügung steht. Es wird daher vom Unternehmenswert abgezogen, da es nicht zusätzlich „bezahlt“ werden muss.

Beispiel zur Berechnung des Enterprise Value:

Stell dir vor, du arbeitest als Praktikant:in im Investment Banking und sollst für ein Pitch Deck den Wert eines potenziellen Übernahmekandidaten abschätzen. Du bekommst vom Team ein paar Eckdaten:

  • Der Aktienkurs des Unternehmens liegt aktuell bei 20 €
  • Es gibt 10 Millionen ausstehende Aktien
  • Die Firma hat 100 Mio. € Schulden (z. B. durch Bankkredite oder Anleihen)
  • Gleichzeitig hält sie 30 Mio. € an Bargeld, das sofort verfügbar ist

Enterprise Value = Equity Value + Schulden – Bargeld

Zuerst berechnest du den Equity Value:

20 € × 10 Mio. Aktien = 200 Mio. €

Dann setzt du alles in die Formel ein:

Enterprise Value = 200 Mio. € + 100 Mio. € – 30 Mio. € = 270 Mio. €

✅ Der Enterprise Value beträgt also 270 Millionen Euro. So einfach ist das!
 

Warum ist der Enterprise Value wichtig?

Der Enterprise Value (EV) zeigt, was ein Unternehmen tatsächlich kostet, wenn man es vollständig übernehmen möchte – inklusive Schulden und abzüglich Barmittel. Anders als der reine Börsenwert berücksichtigt er die Kapitalstruktur und eignet sich deshalb hervorragend für den Vergleich unterschiedlich finanzierter Unternehmen.

In der Bewertungspraxis wird der EV vor allem verwendet, um sogenannte Multiples zu berechnen. Besonders häufig sind:

  • EV/EBITDA: Wie teuer ist das Unternehmen im Verhältnis zum operativen Gewinn?
  • EV/Sales: Wie viel zahlt man für jeden Euro Umsatz?

Mit diesen Kennzahlen lässt sich schnell einschätzen, ob ein Unternehmen im Vergleich zu Wettbewerbern teuer oder günstig wirkt – unabhängig davon, wie es finanziert ist. Deshalb spielt der EV in Interviews und in der Praxis eine zentrale Rolle.
 

Typische Interviewfragen zum Enterprise Value

Wir haben dir ein paar Fragen mit Beispielantworten mitgebracht, die dir im Interview bei Investmentbanken und Finanzunternehmen begegnen könnten. Wichtig ist, dass du das Prinzip wirklich verstanden hast und es in eigenen Worten erklären kannst.

Was ist der Unterschied zwischen Enterprise Value und Equity Value?

Der Equity Value ist der reine Börsenwert der Firma – also das, was die Aktionär:innen „besitzen“. Der Enterprise Value zeigt, was das ganze Unternehmen tatsächlich kostet – inklusive Schulden und abzüglich Bargeld.

Warum wird das Bargeld bei der Berechnung des Enterprise Value abgezogen?

Beim Enterprise Value wird das Bargeld abgezogen, weil der Käufer nach dem Deal Zugriff auf das Bargeld des Unternehmens hat. Dieses Geld kann genutzt werden, um Schulden zu tilgen oder zu reinvestieren. Es senkt also effektiv die tatsächlichen Kosten der Übernahme. Es ist, als würde man etwas bezahlen und einen Teil des Geldes direkt wieder zurückbekommen. In diesem Sinne wirkt das Bargeld des Unternehmens wie ein Rabatt auf den Kaufpreis.

Was sagt der Enterprise Value aus?

Der EV zeigt den wahren Unternehmenswert aus Sicht eines Käufers – also was es kosten würde, die Firma komplett zu übernehmen. Er berücksichtigt dabei nicht nur die Aktien, sondern auch Schulden und Bargeld.

Kann ein Enterprise Value auch negativ sein?

Ein negativer Enterprise Value ist selten, kann aber vorkommen, wenn ein Unternehmen mehr Bargeld als Börsenwert hat und kaum oder keine Schulden. Das passiert zum Beispiel, wenn das Unternehmen unterbewertet ist, gerade frisches Kapital erhalten hat oder in Schwierigkeiten steckt, aber noch über liquide Mittel verfügt. In solchen Fällen haben Investor:innen oft wenig Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens, wodurch der Aktienkurs unter den Wert des verfügbaren Bargelds fällt. Dadurch zahlt ein Käufer rein rechnerisch weniger, als das Unternehmen an Bargeld mitbringt.

👉 Mit den Fragen-Sets aus unserer Case-Sammlung kannst du diese und viele weitere Fragen üben, also schau unbedingt mal rein!

 

Key Takeaways

Der Enterprise Value zeigt, was ein Unternehmen wirklich wert ist – und zwar aus Sicht von potenziellen Käufer:innen. Dabei werden nicht nur die Aktien, sondern auch Schulden und Bargeld berücksichtigt.

Er ist besonders nützlich, wenn man Unternehmen objektiv miteinander vergleichen will – zum Beispiel mit Bewertungskennzahlen wie EV/EBITDA. Außerdem hilft der Enterprise Value dabei, unabhängig von der Finanzierungsstruktur zu verstehen, wie „teuer“ ein Unternehmen wirklich ist.

Wenn du die Herleitung des EV verstehst und den Unterschied zum Equity Value gut erklären kannst, hast du im Interview schon einen großen Vorteil!