Ein Leveraged Buyout (LBO) ist eine Art von Unternehmensübernahme, bei der Käufer:innen sich für eine Finanzierung überwiegend durch Fremdkapital beziehungsweise Schulden entscheiden. Nur ein Teil der Übernahmesumme wird dabei von den Käufer:innen selbst durch das sogenannte Eigenkapital finanziert. Das "Leverage" im Begriff Leveraged Buyout bezieht sich auf die intensive Nutzung von Fremdkapital. In den meisten LBOs stammen 60-90 % des Kaufpreises aus geliehenem Geld, während nur 10-40 % aus Eigenmitteln der Käufer:innen kommen.
Bei einem LBO nutzen die Käufer:innen die zukünftigen Cashflows und Vermögenswerte des zu übernehmenden Unternehmens als Sicherheit für die Kredite. Falls erforderlich, können auch die Vermögenswerte des erwerbenden Unternehmens verwendet werden. Im Laufe der Zeit wird die Schuld durch den Cashflow des Zielunternehmens getilgt. Ziel der Käufer:innen ist es in der Regel, nach Verbesserung der Unternehmensperformance und Schuldenabbau durch einen Verkauf, eine Fusion oder einen Börsengang profitabel auszusteigen.
Zentrale Akteure bei einem Leveraged Buyout (LBO)
Ein Leveraged Buyout (LBO) ist eine komplexe Private-Equity-Transaktion, die verschiedene Schlüsselakteure einbindet. Dazu gehören Sponsor:innen (Private-Equity-Firmen), Investmentbanken, Kreditgeber:innen, Anleiheinvestor:innen sowie das Management des Zielunternehmens. Um die Rollen dieser Beteiligten anschaulich zu erklären, werfen wir einen Blick auf das bisher größte LBO der Geschichte: die Übernahme von TXU (Energy Future Holdings) im Jahr 2007 durch KKR, TPG und Goldman Sachs Capital Partners im Wert von rund 45 Milliarden US-Dollar.

Sponsor:innen (Private-Equity-Firmen)
Die Hauptakteure in einem LBO sind die Sponsor:innen. Diese Private-Equity-Gesellschaften bringen Eigenkapital ein, strukturieren die LBO-Finanzierung und zielen auf eine spätere Wertsteigerung und einen gewinnbringenden Exit ab. Bei der TXU-Übernahme stellten KKR, TPG und Goldman Sachs Capital Partners das Eigenkapital. Ihr Ziel war es, die Profitabilität zu steigern und das Unternehmen später mit Gewinn zu verkaufen.
Investmentbanken
Investmentbanken spielen eine doppelte Rolle: Sie beraten die Private-Equity-Sponsoren bei der Unternehmensbewertung, strukturieren die LBO-Transaktion und helfen bei der Schuldenfinanzierung. Beim TXU-Deal unterstützten Credit Suisse und Lazard die Käufer, während Citigroup, Goldman Sachs und JP Morgan die Bereitstellung von Fremdkapital übernahmen. Insgesamt strukturierten sie Kredite in Höhe von rund 40 Milliarden US-Dollar.
Kreditgeber:innen
Ein weiterer Schlüsselakteur bei einem LBO sind die Kreditgeber:innen, häufig Geschäftsbanken oder spezialisierte Kreditfonds. Sie stellen Fremdkapital bereit und erwarten regelmäßige Zinszahlungen sowie die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals. Dabei kommen verschiedene Kreditarten mit unterschiedlichen Laufzeiten, Zinssätzen und Risikoprofilen zum Einsatz. Grundsätzlich gilt: Je nachrangiger und ungesicherter ein Kredit ist, desto höher fallen Risiko und Zinsen aus.
Bei der Übernahme von TXU im Jahr 2007 bestand die Fremdfinanzierung aus zwei Hauptarten von Krediten:
- Gesicherte Bankkredite (ca. 24,5 Mrd. USD):
Diese Kredite waren durch die Vermögenswerte von TXU, etwa Immobilien und operative Assets, abgesichert. Wenn etwas schiefgeht, können die Banken diese Werte verkaufen und so ihr Geld zurückholen. Das macht sie für Kreditgeber sicherer und führt zu niedrigeren Zinsen. Gesicherte Kredite sind also die stabile Basis in der LBO-Finanzierung. - Überbrückungskredite (ca. 11,25 Mrd. USD):
Diese sogenannten Bridge Loans wurden kurzfristig bereitgestellt, damit der Deal sofort abgeschlossen werden konnte. Sie sind so etwas wie ein Vorschuss, bis das Unternehmen später langfristige Kredite oder Anleihen am Kapitalmarkt bekommt. Weil sie nur eine Übergangslösung sind und für Banken riskanter, haben sie höhere Zinsen. Sie können abgesichert sein, oft aber schwächer als die langfristigen Bankkredite.
Die folgende Übersicht zeigt den genauen Unterschied zwischen gesicherten Krediten und Überbrückungskrediten:
Anleiheinvestor:innen
Bei großen LBO-Deals setzen Private-Equity-Sponsoren häufig auf Hochzinsanleihen (Junk Bonds). Diese werden an institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und Hedgefonds ausgegeben. Sie bieten höhere Zinsen, spiegeln aber auch das höhere Risiko wider, das mit der Finanzierung stark verschuldeter Unternehmen verbunden ist.
Managementteams
Das Management des Zielunternehmens ist ein weiterer wichtiger Akteur. Oft arbeiten Manager:innen mit den Private-Equity-Sponsoren in einem Management Buyout (MBO) zusammen, indem sie eigenes Kapital investieren. Auch wenn das bestehende Management im Amt bleibt, ist ihr Wissen über operative Abläufe entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung und Wertsteigerung nach dem Buyout.
Welche Unternehmen eignen sich als Ziel für ein LBO?
Nicht jedes Unternehmen eignet sich für ein LBO. Ein ideales Unternehmen für ein LBO verfügt über stabile und vorhersehbare Cashflows, da diese zur Rückzahlung der hohen Schuldenlast verwendet werden. Unternehmen, die bereits stark verschuldet sind, sind weniger attraktiv, da weniger Spielraum für neue Schulden besteht. Eine solide Vermögensbasis ist ebenfalls hilfreich, da Vermögenswerte als Sicherheiten für Kredite dienen können.
Ein geringer Investitionsbedarf ist ebenfalls attraktiv, da dadurch mehr vom verfügbaren Cashflow genutzt werden kann – zum Beispiel für die Rückzahlung der Schulden oder für Maßnahmen zur Steigerung des Unternehmenswerts. Wenn ein Unternehmen wenig investieren muss, um den Cashflow sicherzustellen, bleibt mehr Geld übrig, das für andere Zwecke genutzt werden kann.
Ein weiteres wichtiges Merkmal eines geeigneten LBO-Kandidaten ist das Verbesserungspotenzial. Private-Equity-Firmen suchen nach Unternehmen, bei denen sich Kosten senken, Umsätze steigern oder die Effizienz erhöhen lässt. Auch ein erfahrenes Managementteam ist entscheidend, da es die operativen Verbesserungen umsetzen muss, um Mehrwert zu schaffen.
Der Ablauf eines Leveraged Buyouts
Die Durchführung eines LBO erfolgt in mehreren Schritten. Diese umfassen die Auswahl möglicher Deals, das Screening potenzieller Kandidaten, eine erste Bewertung, gründliche Prüfung, die Organisation der Finanzierung, Verhandlungen sowie den Abschluss des Deals.
Deal-Entstehung und Screening im LBO-Prozess
Der LBO-Prozess (Leveraged Buyout) startet mit dem Deal Sourcing, bei dem Private-Equity-Firmen potenzielle Zielunternehmen identifizieren. Dies geschieht entweder über eigene Netzwerke oder über strukturierte Auktionen, die von Investmentbanken organisiert werden. Sobald ein Sponsor ein potenzielles Zielunternehmen gefunden hat, reicht er ein unverbindliches Interessensschreiben (Letter of Intent, LOI) ein.
Darauf folgen Management-Präsentationen, in denen Geschäftsmodell, Strategie und Finanzplanung vorgestellt werden. Anschließend prüft das Käuferteam in einem ersten Screening, ob das Unternehmen für ein Leveraged Buyout geeignet ist. Kriterien sind stabile Cashflows, eine tragbare Schuldenlast und die Aussicht auf attraktive Private-Equity-Renditen.
Erste Bewertung und Due Diligence
Besteht das Unternehmen diese erste Prüfung, erstellt das Sponsor-Team ein vorläufiges LBO-Modell. Dieses Finanzmodell zeigt, wie viel Fremdkapital tragfähig ist und welche Renditen erzielt werden können. Wenn das Modell Potenzial verspricht, folgt die Due Diligence. Dabei werden Finanzen, rechtliche Risiken, operative Prozesse und die Marktstellung des Unternehmens detailliert analysiert.
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