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Remote consulting: die veränderung im arbeitsleben eines Consultants Remote consulting: die veränderung im arbeitsleben eines Consultants
Agrim
Coach

Remote Consulting: Die neue Realität im Beratungs-Alltag

Im Management Consulting war es lange ganz normal, dass du als Berater:in direkt vor Ort beim Kunden arbeitest. Die Projekte wurden meist in kleinen Teams umgesetzt – und zwar im Kundenbüro. So konntest du eng mit dem Kundenteam zusammenarbeiten, schnell reagieren, Vertrauen aufbauen und dich voll auf die Herausforderungen vor Ort konzentrieren. Alles war darauf ausgelegt, dass du möglichst viel beim Kunden bist. Die Kehrseite: viele Flüge, viele Hotelnächte – kurz gesagt: Leben aus dem Koffer.

Ein Beispiel aus dem Nahen Osten zeigt das ganz gut: Bis 2020 hatten viele Consulting-Firmen ihre Büros in Dubai – der größten Stadt der Region. Nur wenige Berater:innen arbeiteten tatsächlich dort, die meisten waren in Städten wie Abu Dhabi, Al Ain oder in Nachbarländern wie Saudi-Arabien (z. B. Riad, Jeddah), Katar, Kuwait oder Oman im Einsatz. Der typische Wochenablauf: Montags (bzw. sonntags) sehr früh losfliegen, direkt ins Kundenbüro, dort bis Mittwoch arbeiten – und dann abends zurück nach Dubai. Den Donnerstag verbrachtest du im dortigen Büro oder im Homeoffice. Dieses Modell war über Jahre hinweg ganz normal.

Dann kam 2020 – und mit der Pandemie änderte sich plötzlich alles. Der Flugverkehr kam zum Stillstand, persönliche Treffen waren kaum noch möglich. Und damit stand eine der wichtigsten Säulen im Consulting auf dem Prüfstand: die Arbeit direkt beim Kunden vor Ort. Stattdessen kam Remote-Arbeit – und mit ihr viele Veränderungen für den Alltag von Berater:innen. Was genau sich verändert hat, schauen wir uns gleich Schritt für Schritt an.

Remote Work im Management Consulting

Remote Work bedeutete im Management Consulting weit mehr als nur eine Veränderung des Arbeitsorts. Es veränderte, wie Berater:innen mit Kund:innen kommunizieren, im Team zusammenarbeiten und ihren Alltag organisieren. Diese Transformation hatte viele Facetten – hier sind die wichtigsten:

Remote Work im Management Consulting
  • Flexibler Standort: Viele Berater:innen arbeiteten von überall – oft aus der Heimat, um näher bei Familie zu sein. Reisen zum Kunden oder ins Büro waren nicht mehr nötig (und oft auch gar nicht erlaubt).
  • Flexiblere Arbeitszeiten: Aus 9-to-9 wurde 7-to-11 – mit Calls zur Mittagszeit, abends oder sogar am Wochenende. Der Arbeitsweg? 10 Sekunden. Haushalt, Familie und Job verschmolzen. BCG führte z. B. ein 2-stündiges Zeitfenster ein, das flexibel genutzt werden konnte.
  • Mehr Tech, weniger Face-to-Face: Meetings wurden zu Zoom-Calls, Whiteboards zu Kamera-Skizzen. Tools wie Trello oder Miro waren plötzlich Standard. Und ja – das Mikrofon stummzuschalten wurde zur wichtigsten Fähigkeit. 😄
  • Kund:innenkontakt neu gedacht: Kund:innen mussten sich an digitale Formate gewöhnen. Persönliche Treffen fielen weg, dafür gab’s kurze tägliche Check-ins. Vertrauen musste virtuell aufgebaut werden – das war neu für viele.
  • Kultur im Wandel: Vertrauen, Eigenverantwortung und Initiative wurden noch wichtiger. Niemand sah, wann du arbeitest – das Ergebnis zählte. Wer organisiert war, kam mit Remote Work gut klar.

 

Evolution des New Normal

Die Pandemie hat nicht nur kurzfristig Veränderungen im Consulting-Alltag gebracht – viele Entwicklungen prägen die Branche bis heute:

  • Reisen gezielter eingesetzt: Während 2020 und große Teile von 2021 fast vollständig remote stattfanden, wurde ab Ende 2021 wieder mehr gereist – allerdings deutlich selektiver. Manche Kund:innen bevorzugten weiterhin virtuelle Zusammenarbeit, andere – etwa im Nahen Osten – bestanden auf Präsenz, etwa für strategisch wichtige Projekte oder direkte Abstimmungen mit der obersten Führungsebene.
  • Dezentrale Bürostrukturen: Besonders im Nahen Osten brach die Pandemie das zentralisierte Modell mit Fokus auf Dubai auf. Neue, gut ausgestattete Büros entstanden z. B. in Riad und Doha. Die lokale Rekrutierung nahm zu, wodurch die physische Nähe zu Kund:innen verbessert und Reisen reduziert wurden – trotz höherem organisatorischem Aufwand.
  • Hybride Modelle als neuer Standard: Consulting-Unternehmen etablierten flexible Modelle, die Fernarbeit, Büropräsenz und Kundentermine sinnvoll kombinieren. Diese Anpassung war mehr als ein logistisches Thema – sie spiegelte einen kulturellen Wandel wider, bei dem individuelle Bedürfnisse und Kundenanforderungen stärker berücksichtigt wurden.
  • Expert:innenzugang effizienter: Früher bedeutete der Einsatz von Fachexpert:innen teure Anreisen und ganztägige Präsenz. Heute erfolgt die Zusammenarbeit größtenteils remote. Das spart Kosten und ermöglicht den Zugriff auf mehr Spezialwissen parallel – mitunter wurden in Projekten bis zu acht Expert:innen gleichzeitig eingebunden.
  • Nachhaltigkeit rückt in den Fokus: Weniger Geschäftsreisen bedeuten auch weniger CO₂-Ausstoß. Beratungen nutzten diese Entwicklung, um glaubwürdiger über ESG-Themen zu sprechen – sowohl intern als auch gegenüber Kund:innen. Die Balance zwischen Remote Work und gezielten Reisen wurde zur strategischen Frage.

 

Vor- und Nachteile des Remote Consultings

Die Pandemie brachte zahlreiche Veränderungen mit sich, die sowohl Vorteile als auch Herausforderungen für das Management Consulting mit sich brachten:

👍 Vorteile des neuen Arbeitsmodells:

  • Weniger Reisen: Ein klarer Vorteil für viele, besonders für diejenigen, die mit ihren Familien leben – weniger Reisen bedeuten mehr Zeit zu Hause.
  • Organisatorische Agilität: Globale Unternehmen können Berater:innen nun von überall einstellen, ohne sich um Arbeitsgenehmigungen oder reisebedingte Verzögerungen kümmern zu müssen. Wir können von unseren Home-Office-Standorten aus arbeiten und müssen nicht ständig zu den Kundenbüros reisen. Das macht uns flexibler und vereinfacht die Zusammenarbeit mit internationalen Teams und Kund:innen.
  • Verbesserte Kundenfähigkeiten: Remote Work hat auch viele der digital-unfreundlichen Kund:innen dazu gezwungen, ihre Technologiekenntnisse zu verbessern. Dadurch gibt es weniger technische Schwierigkeiten und Zeitverlust bei Meetings, was die Effizienz steigert.

👎 Nachteile des neuen Arbeitsmodells:

  • Weniger Reisen: Für diejenigen, die ihre Vielfliegermeilen zu schätzen wissen, ist es ein Verlust – und plötzlich muss man für den Urlaub selbst bezahlen. Ein unerfreulicher Nebeneffekt.
  • Komplexität in der Zusammenarbeit: Die neuen Arbeitsweisen bringen Herausforderungen mit sich, nicht nur in der Logistik, sondern auch in der Aufrechterhaltung von Teamarbeit und Kreativität. Der Mangel an persönlicher Interaktion erschwert es, Beziehungen zu Kund:innen aufzubauen oder ein starkes Teamgefühl zu entwickeln. Das spontane „Shoulder-to-Shoulder“-Arbeiten ist durch geplante kurze Meetings und digitale Kommunikation ersetzt worden.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Da die Kommunikation mit den Kund:innen jetzt fast ausschließlich remote erfolgt, ist die Koordination oft stärker auf den Projektmanager fokussiert. Früher konnte man schnell zum Schreibtisch des Kunden gehen, um etwas zu besprechen, jetzt geht vieles über den Manager – was es schwieriger macht, eine persönliche Beziehung aufzubauen.
  • Schulungen: Weiterbildung und Entwicklung haben gelitten. Anstatt einwöchiger Workshops an spannenden Orten gibt es nun nur noch kurze 2-stündige Zoom-Meetings. Das Erlebnis und die tiefere Lernerfahrung bleiben dabei auf der Strecke.

 

Fazit

Die Beratung hat sich in den letzten fünf Jahren mehr verändert als in den letzten 100 Jahren. Wer hätte gedacht, dass eine Pandemie den Arbeitsalltag in der Branche so durcheinanderwirbelt? Was vorher vor allem durch persönliche Interaktionen und Kund:innentermine vor Ort geprägt war, ist jetzt ein Mix aus Remote-Arbeit, hybriden Modellen und digitalen Tools. Aber was hat das für uns als Berater:innen eigentlich bedeutet? Nun, es war ein wahrer Rollercoaster aus Chancen und Herausforderungen.

Auf der positiven Seite bringt uns die Flexibilität von Homeoffice und die Möglichkeit, mehr remote zu arbeiten, endlich ein besseres Work-Life-Balance. Reisen sind jetzt weniger die Norm, und das ist für viele von uns definitiv ein Pluspunkt. Aber es gibt auch Nachteile: Teamarbeit, das persönliche Zusammensein und spontane Ideenentwicklung fallen leider flach. Die Kund:innenbeziehung leidet, wenn man nicht mehr einfach kurz rübergehen kann, um etwas zu besprechen. Und auch Schulungen haben durch Zoom-Calls nicht die gleiche Wirkung wie früher bei einem gemeinsamen Workshop.

Was die Beratung jetzt braucht? Innovation – und zwar kontinuierlich. Wir müssen neue Wege finden, wie wir die Kund:innenorientierung, Teamarbeit und Wissenstransfer aufrechterhalten, auch wenn die Arbeitswelt sich weiter wandelt. Die Beratungsbranche wird sich weiterentwickeln, das ist klar. Aber wie sie das tut und welche Trends sich wirklich durchsetzen, bleibt abzuwarten. Eins ist aber sicher: Die Zukunft des Consultings ist so dynamisch wie immer – und wir stehen erst am Anfang dieser neuen Ära.

 

Über den Autor

Profilbild von Coach Agrim
Agrim
Coach
BCG Dubai Project Leader | Elite Prep to dominate interviews | 10 years in Consulting + M&A | Free prep plan

Sprachen: Englisch
Standort: Vereinigte Arabische Emirate (UTC +4)

Agrim ist ehemaliger Projektleiter bei BCG Dubai mit neun Jahren Beratungserfahrung. Seit 2017 hat er über 400 Studierende und Consultants in Themen wie Case-Interviews, Persönlichkeitsentwicklung und Consulting-Methoden gecoacht. Sein Mentoring geht über die Interviewvorbereitung hinaus und zielt darauf ab, langfristige Fähigkeiten für den Karriereerfolg aufzubauen – inspiriert durch die Unterstützung, die er selbst von seinen Mentoren erhielt.

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