Wenn du dich auf dein Case-Interview im Consulting vorbereitest, brauchst du vor allem drei Dinge: Einsatz, Durchhaltevermögen und eine ordentliche Portion Motivation. Klar ist es super wichtig, dass du deine Fähigkeiten beim Lösen von Cases trainierst. Aber dabei übersehen viele Bewerbende einen wichtigen Teil: das Motivational Fit Interview.
Auch wenn dieser Teil oft kürzer ist als der Case, solltest du ihn auf keinen Fall unterschätzen. Denn wie gut du zur Unternehmenskultur und zu den Werten passt, kann genauso relevant für deinen Erfolg sein wie deine analytischen Skills.
In diesem Artikel zeigt dir unsere erfahrene Case-Interview-Expertin Clara, welche Motivational Fit Fragen besonders häufig in der Praxis gestellt werden und gibt dir praktische Tipps, wie du dich darauf vorbereiten kannst.
💡 Dieser Guide ist Teil einer dreiteiligen Serie von Artikeln. Schau dir auch die anderen beiden an:
Bei Interviews im Consulting triffst du meistens auf zwei bis drei Interviewrunden mit Mitarbeitenden aus dem Unternehmen. Ein wichtiger Teil dieser Gespräche ist der FIT-Bereich. Viele konzentrieren sich bei der Vorbereitung fast nur auf die Cases und vernachlässigen FIT. Das solltest du auf keinen Fall tun. FIT ist genauso wichtig und verdient ebenso viel Vorbereitung.
FIT ist kein klassisches Motivationsgespräch. Es geht darum, dich als Person besser kennenzulernen und herauszufinden, ob du gut ins Team und zur Rolle passt. Dabei stehen Fähigkeiten im Fokus, die über reines analytisches Denken hinausgehen. Konkret geht es zum Beispiel um:
Diese Aspekte kann man in einem Case allein nicht bewerten. Deshalb spielt FIT im Interviewprozess eine so große Rolle und sollte bei deiner Vorbereitung ganz oben auf der Liste stehen.
Motivational Questions zielen darauf ab, herauszufinden, was dich persönlich motiviert, dich für einen Job im Consulting zu bewerben. Die Interviewenden wollen dabei besser verstehen, was dich antreibt und ob Beratung wirklich zu dir passt.
Besonders im Fokus stehen dabei folgende Fragen:
Was du außerdem wissen solltest: Die Interviews werden nicht von HR geführt, sondern von erfahrenen Consultants. Sie schauen deshalb bei deinen Antworten nicht nur auf die Inhalte, sondern stellen sich auch Fragen wie:
Deine Motivation sollte also echt rüberkommen und zeigen, dass du weißt, worauf du dich einlässt.
Bei Motivational Questions geht es nicht nur darum, ob du Interesse an der Beratung hast. Die Interviewenden wollen auch herausfinden, ob du wirklich gut zur Rolle und zum Unternehmen passt. Jede dieser klassischen Fragen zielt darauf ab, bestimmte Dinge über dich, deinen Hintergrund und deine Motivation herauszufinden. Hier ist, worauf es bei den einzelnen Fragen ankommt:
Damit du im Interview deine Erfahrungen verständlich und überzeugend erzählen kannst, gibt es zwei einfache Methoden, die dir richtig gut helfen können: STAR und PARADE. Beide unterstützen dich dabei, deine Antworten klar zu strukturieren und nichts Wichtiges zu vergessen.
STAR bedeutet: Situation, Task, Action, Result (deutsch: Situation, Aufgabe, Handlung, Ergebnis)
➡️ Also: Was war los, was war deine Aufgabe, was hast du gemacht und wie ist es ausgegangen.
PARADE geht noch etwas weiter und gibt deinen Antworten noch mehr Tiefe. Es steht für:
Problem, Anticipated Consequence, Role, Action, Decision-Making Rationale, End Result (deutsch: Problem, Erwartete Konsequenz, Rolle, Handlung, Begründung deiner Entscheidung, Ergebnis)
➡️ Du beschreibst also zuerst das Problem, dann was passiert wäre, wenn niemand etwas unternommen hätte. Danach erklärst du deine Position, was du konkret getan hast, warum du dich genauso entschieden hast und was am Ende dabei herauskam.
Wenn du so antwortest, bleiben deine Storys logisch aufgebaut. Du springst nicht hin und her, sondern führst die Person im Gespräch ganz klar durch deine Erfahrung. Das wirkt souverän und zeigt, dass du strukturiert denken und handeln kannst.
Ein Beispiel, wie du so eine Antwort aufbauen könntest:
So zeigst du nicht nur, was du gemacht hast, sondern auch, wie du denkst und Entscheidungen triffst. Genau das ist im FIT-Teil besonders wichtig.
Hier findest du noch einmal die typischen Fragen, die dir im FIT-Teil gestellt werden können. Mit dabei sind Tipps zur Struktur und Beispielantworten, an denen du dich orientieren kannst.
Überleg dir mehrere gute Gründe und fang mit dem Wichtigsten an. Erwähne zum Beispiel gleich zu Beginn: "Ich habe drei Hauptgründe..." und gehe sie dann nacheinander durch. Am Ende kannst du alles kurz zusammenfassen, zum Beispiel mit: "Zusammengefasst..."
Beispielantwort: "Es gibt zwei Hauptgründe, warum Consulting für mich die ideale Karriere ist. Ich habe Architektur studiert, aber ich habe gemerkt, dass der Spielraum als Architekt:in ziemlich begrenzt ist. Im Consulting kann ich ganz unterschiedliche Branchen kennenlernen. Genau diese Vielfalt suche ich. Außerdem liebe ich es, ständig gefordert zu werden und Neues zu lernen. Die Beratung bietet mir genau das. Zusammengefasst reizt mich die Mischung aus Abwechslung und Entwicklungsmöglichkeiten."
Überleg dir zwei bis drei klare Punkte, warum du genau zu diesem Unternehmen willst. Gute Quellen sind die Website, Karriere-Events oder Gespräche mit Mitarbeitenden. Wichtig ist, dass du wirklich verstehst, was diese Firma auszeichnet.
Beispielantwort: "Bain ist meine erste Wahl, weil das Unternehmen einen starken Fokus auf Private Equity hat. Das passt perfekt zu meiner bisherigen Erfahrung und meinem Interesse. Besonders angesprochen hat mich auch die Unternehmenskultur, von der mir mein Freund John Smith aus dem Londoner Büro erzählt hat. Und zuletzt finde ich das Alumni-Netzwerk von Bain beeindruckend, das als eine Art größere Familie beschrieben wird. Zusammengefasst sprechen mich bei Bain besonders der PE-Fokus, die wertschätzende Kultur und das starke Netzwerk ehemaliger Mitarbeiter:innen an."
Mach dich schlau, worauf sich das jeweilige Büro spezialisiert. Persönliche Gründe kannst du gerne erwähnen, sollten aber nicht der Hauptfokus sein.
Beispielantwort: "Ich möchte gerne ins McKinsey-Büro in den Vereinigten Arabischen Emiraten und das hat zwei Gründe. Erstens liegt dort der Fokus auf Public Sector Projekten, was gut zu meinen bisherigen Erfahrungen passt. Zweitens ziehen mein Mann und ich ins Ausland und wir haben eine starke Verbindung zur Region. Das McKinsey-Team in Dubai passt deshalb sowohl fachlich als auch persönlich sehr gut."
Wenn du dich für eine spezialisierte Position bewirbst, solltest du zeigen, dass du die Aufgaben und den Unterschied zum Generalisten-Job verstehst. Sag deutlich, was dich daran interessiert und warum es gut zu dir passt.
Beispielantwort: "Ich habe Big Data und Analytics studiert, weil ich überzeugt bin, dass datengetriebene Lösungen die Zukunft für viele Unternehmen sind. McKinsey Advanced Analytics ist für mich die perfekte Kombination aus analytischem Arbeiten und Business-Kontext. Ich freue mich auf die Möglichkeit, an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft zu arbeiten und mich genau dort weiterzuentwickeln."
Super, du hast jetzt alle wichtigen Infos, um dich gezielt auf den FIT-Teil im Interview vorzubereiten. Hier kommen noch ein paar Tipps, mit denen du deine Vorbereitung aufs nächste Level bringst.
Unser Tipp zum Schluss: Gib dir selbst die Zeit, dich wirklich gut auf den FIT-Teil vorzubereiten. Viele unterschätzen ihn, dabei ist er oft entscheidend. Also fang am besten gleich an und hol dir die Unterstützung, die du brauchst!
Berufserfahrung: Instituto de Empresa Business School, Amazon, McKinsey & Company
Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Standort: Spanien
Clara begann ihre Karriere bei McKinsey & Company, wo sie sich auf die Branchen Telekommunikation, Öl & Gas sowie Immobilien spezialisierte. Später wechselte sie in das Team, das Amazon Business in Spanien aufbaute. Dort ist sie heute für verschiedene Capability-Building- und Coaching-Programme im spanischen Marketplace-Bereich verantwortlich.
Clara unterrichtet das Fach „Data Insights and Visualization“ im Master in Management am Instituto de Empresa in Madrid, wo sie mit dem Teaching Excellence Award ausgezeichnet wurde – als bestbewerteter Kurs aus Sicht der Studierenden.
Zusätzlich hat sie über 180 Kandidat:innen auf verschiedenen Plattformen, darunter PrepLounge, erfolgreich gecoacht. Darüber hinaus ist sie Gründerin und Präsidentin der NGO „Building their Future“ seit 2015, die sich auf Bildungsprojekte in Nairobi, Kenia konzentriert.
