Der Bewerbungsprozess bei Bain & Company
Der Bewerbungsprozess bei Bain beinhaltet vier Stufen:

- Der erste Schritt im Bewerbungsprozess bei Bain ist entscheidend und erfordert sorgfältige Vorbereitung. Achte darauf, dass dein Anschreiben speziell auf Bain zugeschnitten ist – vermeide allgemeine Formulierungen und betone, warum du gut zu dem Unternehmen und der Position passt. Stelle deine Fähigkeiten und Erfahrungen klar dar. Ein überzeugendes Anschreiben kann dir helfen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und deine Chancen auf die nächste Runde zu steigern.
- Die Online-Assessments beinhalten Fragen zu numerischem Verständnis, logischem Schlussfolgern und situativen Urteilstests. Bain hat eigene Tests für die Bewerber:innen entwickelt, beispielsweise den Sova Test. Diese sind jedoch ähnlich zu den gängigen Tests bei anderen Arbeitgebern.
- In der ersten Runde wirst du in der Regel von einem Junior Consultant (mit 3-6 Jahren Erfahrung) interviewt. Du wirst das erste Mal mit einem Case-Interview konfrontiert. Normalerweise bestehen die Interviews aus zwei Teilen: Zunächst folgen etwa 15 Minuten „Fit-Fragen“, wie zum Beispiel „Warum Beratung?“ oder „Erzähl mir von einer Situation, in der...“, danach erwartet dich ein 45-minütiges Case-Interview.
- Die Interviews der zweiten Runde sind ähnlich aufgebaut wie die der ersten, finden jedoch mit höheren Teammitgliedern statt, meist mit Direktoren oder Junior- bzw. Seniorpartnern. Diese Berater:innen werden eine strengere Bewertung vornehmen und letztendlich die Entscheidung über deine Einstellung treffen.
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Interview-Arten
Bain verwendet drei verschiedene Arten von Interviews: Case-Interviews, Erfahrungsinterviews und schriftliche Case-Interviews (auch strukturierte Case-Interviews genannt). Das häufigste Interviewformat ist das Case-Interview, doch du solltest dich auf alle drei Arten vorbereiten, es sei denn, der Recruiter:innen gibt dir im Vorfeld den konkreten Interviewtyp an.
Case-Interview
Die Case-Interviews bei Bain basieren auf realen Kund:innenprojekten. Den Interviewer:innen wird empfohlen, ihre eigenen Aufträge für die Case-Fragen zu nutzen, da sie diese gut kennen und leicht Daten sowie den passenden Kontext liefern können. Dieses Format ist das am häufigsten verwendete bei Bain, da es der tatsächlichen Arbeit eines Consultants am nächsten kommt und dem Interviewenden die Frage beantwortet: „Kann diese Person die Arbeit eines/einer Bain-Consultant leisten?“
Während des Case-Interviews werden Kandidat:innen anhand verschiedener Kriterien bewertet:
- Ansatz und Struktur
- Analytisches und kreatives Denken
- Anwendung von Daten
- Kommunikationsfähigkeiten
- Wirtschaftliches Denken
Gute Bewertungen in all diesen Bereichen führen zu einer Einladung in die nächste Runde oder sogar zu einem Jobangebot. Weitere Informationen dazu, wie du diese Fähigkeiten erfolgreich demonstrieren kannst, findest du in unserem ausführlichen Leitfaden zum Case-Interview.
Erfahrungs-Interview
Das Erfahrungs-Interview findet in der Regel vor dem Case-Interview statt, kann aber je nach Standort und Land auch als separates Interview durchgeführt werden. Auf der Website von Bain findest du eine Liste möglicher Fragen, die dir helfen können, dich darauf vorzubereiten:
- Warum interessierst du dich für Bain?
- Welche Erfahrung macht dich besonders stolz?
- Welche Erfahrung würdest du gerne wiederholen, und wie würdest du es anders angehen?
- Was war die schwierigste Entscheidung, die du im letzten Jahr getroffen hast?
- Gib ein Beispiel für eine Situation, in der du Initiative und Führung gezeigt hast.
- Welche Aspekte deines Praktikums haben dir weniger gefallen?
- Was machst du in deiner Freizeit am liebsten?
- Welche Attribute würdest du in ein Case-Team einbringen?
- Beschreibe eine Rolle, in der du die Ausrichtung eines Teams verändert hast. Wie hast du das gemacht?
Der Schlüssel zu diesen Fragen liegt darin, eine passende Struktur für jede einzelne Situation zu entwickeln. Obwohl nicht jede Frage mit der gleichen Struktur beantwortet werden kann, hilft dir ein klarer und durchdachter Ansatz, deine Gedanken zu ordnen und präzise zu vermitteln. Durch eine strukturierte Herangehensweise zeigst du zudem, dass du auch bei nicht-geschäftsrelevanten Themen systematisch und überlegt vorgehst.
Strukturiertes (schriftliches) Case-Interview
Das schriftliche Case-Interview bewertet die gleichen Fähigkeiten und Eigenschaften wie das reguläre Case-Interview, geht jedoch einen anderen Weg. Statt den Case mit den Interviewer:innen zu besprechen, erhältst du ein umfangreiches Dokumentenpaket (ca. 20-30 Seiten), das alle relevanten Informationen enthält. Das Informationsmaterial ist oft sehr dicht, und du hast nur wenig Zeit (ca. 10 Minuten), um es zu lesen und zu verarbeiten. Das bedeutet, dass du die Schlüsselinformationen schnell finden, Daten zügig interpretieren und deine Empfehlung unter Zeitdruck den Interviewer:innen präsentieren musst.
Wie beim klassischen Case-Interview gibt es auch hier keine „richtige“ Antwort. Der Fokus liegt darauf, wie du die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten abwägst und welche strategischen Optionen du für das Unternehmen in Betracht ziehst. Es werden deine Gedankengänge und deine Empfehlungen geprüft, um zu beurteilen, wie robust deine Schlussfolgerungen sind und welche Überlegungen du angestellt hast, um zu deinem Ergebnis zu gelangen.
Aufbau und Ablauf eines Case-Interviews bei Bain
Das Case-Interview ist das Herzstück des Auswahlprozesses in jeder Consulting-Firma, da es die realen Herausforderungen der Arbeit nachbildet, die Berater:innen in ihrem Job meistern.
Um in einem Case-Interview bei Bain erfolgreich zu sein, musst du die genannten Anforderungen erfüllen. Das erreichst du, indem du einen strukturierten Ansatz verfolgst. Die Struktur eines Case-Interviews bei Bain ist wie folgt:
- Situations- und Problemstellung
- Überprüfung der Hypothese
- Entwicklung eines Frameworks
- Ursachenanalyse
- Mathematische Berechnungen (gelegentlich)
- Kreativitätstest (gelegentlich)
- Empfehlung
Zu Beginn des Cases wird der Interviewer:innen den Kontext sowie das zu analysierende Problem darstellen. Ein Beispiel könnte lauten:
„Unser Kunde BeautyCo ist ein großes europäisches Parfümerieunternehmen mit über 1.000 Filialen in ganz Europa. Das Unternehmen kämpft seit einiger Zeit mit sinkender Rentabilität und möchte unsere Hilfe, um die Ursachen zu verstehen und mögliche Maßnahmen zu ergreifen. Der erste Schritt besteht darin, die Ursache der Rentabilitätsprobleme zu identifizieren.“
Du wirst gebeten, eine erste Hypothese darüber zu formulieren, wie die Lösung aussehen könnte, und deine Absicht zu erklären, diese zu überprüfen und schließlich zu belegen oder widerlegen.
Im nächsten Schritt solltest du ein Framework entwickeln, um deine Analyse systematisch durchzuführen, und es mit den Interviewer:innen abstimmen. Wenn dein Framework MECE (mutually exclusive, collectively exhaustive) ist und du es gründlich erforschst, wirst du die Ursachen des Problems identifizieren und gegebenenfalls Berechnungen anstellen.
Der Kreativitätstest tritt auf, wenn der/die Interviewer:in dich nach einer Alternative zu deinen Ergebnissen oder Empfehlungen fragt. Ein Beispiel könnte sein: „Der Kunde möchte keine Geschäfte schließen. Wie könnten sie sonst die Kosten senken?“ Solche Fragen könnten mehrfach gestellt werden und testen deine Fähigkeit, auch bei angemessenen Empfehlungen kreative Alternativen zu entwickeln.
Am Ende des Interviews wirst du aufgefordert, eine Empfehlung abzugeben. Hierbei musst du deine Erkenntnisse zusammenfassen und einen klaren, prägnanten Vorschlag zur Lösung des Problems formulieren.
Zusätzliche Tipps
Schnelles Rechnen
Case-Interviews sind herausfordernde Situationen, in denen dein Stresslevel oft hoch ist und du nicht auf Notizen oder das Internet zurückgreifen kannst.
Bei persönlichen Interviews kommt es häufig vor, dass eine der Fragen ein mathematisches Element oder eine Marktgrößenschätzung enthält. Solche Aufgaben erfordern oft komplexe Berechnungen, bei denen kein Taschenrechner zur Verfügung steht. Wenn du in letzter Zeit keine größeren Rechenaufgaben geübt hast, ist es ratsam, dies vorab zu tun. Schnell und sicher im Rechnen zu sein, demonstriert deine quantitativen Fähigkeiten und reduziert den Druck während des Interviews, was deine gesamte Leistung verbessern kann.
Übung macht den/die Meister:in
Wie beim Rechnen gilt auch für Case-Interviews: Übung ist der beste Weg, um deine Leistung zu verbessern. Durch regelmäßiges Üben entwickelst du einen soliden Ansatz, der sowohl die strukturellen als auch die inhaltlichen Anforderungen der Cases erfüllt. Du wirst lernen, den Case strukturiert zu analysieren und erfolgreich zu navigieren.
Wenn du dich bei Bain bewirbst, ist es wahrscheinlich, dass du dich auch bei anderen Consulting-Firmen bewirbst. Diese Übung ist daher für alle Unternehmen relevant, bei denen du dich bewirbst, da alle Case-Interviews als Teil des Auswahlprozesses verwenden.
Strukturiertes Vorgehen in allen Aspekten anwenden
Ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg in einem Case Interview ist die Fähigkeit, strukturiert zu arbeiten – insbesondere durch die Anwendung des MECE-Prinzips (Mutually Exclusive, Collectively Exhaustive). Wie bereits erwähnt, kannst du auch bei den "Personal Fit"-Fragen eine strukturierte Herangehensweise nutzen, was ebenfalls empfohlen wird.
Ein Beispiel für die Beantwortung der Frage „Erzählen Sie mir von Ihrem Lebenslauf“ wäre, deine Erfahrungen in zwei Bereiche zu unterteilen: 1) Erfahrungen, die für das Consulting relevant sind, und 2) Erfahrungen, die weniger relevant sind. Anschließend gehst du kurz auf die relevanten Erfahrungen in beiden Kategorien ein. Dies zeigt, dass du ein gutes Verständnis für die Anforderungen der Beratung hast und strukturiert denken kannst – eine wichtige Fähigkeit für Berater:innen. Wenn du im Interview klar strukturiertes Denken zeigst, wirst du eine hohe Bewertung erzielen.