Im Technologie-Investmentbanking beraten Technologieunternehmen bei der Kapitalbeschaffung, Fusionen, Übernahmen und anderen strategischen Transaktionen. Zu den Kunden zählen Unternehmen aus den Bereichen Software/SaaS, Fintech, Hardware, Halbleiter, IT-Distribution und IT-Dienstleistungen.
In der Regel ist die Tech-Gruppe Teil der übergeordneten Division Technology, Media and Telecom (TMT). Einige Banken unterhalten zudem spezialisierte Sub-Teams für Bereiche wie Software oder Telekommunikation. Lies weiter, um zu erfahren, was Tech-Investmentbanker:innen tun, welche Banken führend sind, welche Trends den Sektor prägen und wie du dich optimal auf Interviews vorbereitest.
Wenn du als Analyst:in oder Associate im Tech-IB einsteigst, erwarten dich Aufgaben, die du vielleicht schon kennst: Du arbeitest an M&A-Deals, IPO-Beratung, Restrukturierungen und Kapitalbeschaffung aber alles mit Fokus auf Tech-Unternehmen.
Die täglichen Aufgaben ähneln denen im allgemeinen Investmentbanking: Finanzmodelle erstellen, Pitchbooks und Präsentationen entwerfen, Markt- und Branchenrecherchen durchführen und Due Diligence unterstützen.
Senior Banker:innen entwickeln neue Geschäftsbeziehungen, steuern Transaktionen und pflegen den Kontakt zu CEOs, CFOs, Venture-Capital-Fonds und Private-Equity-Investoren.
Der Branchenfokus auf Technologie bringt jedoch besondere Chancen und Herausforderungen mit sich. Analyst:innen müssen Kennzahlen wie Subscription Revenue, Churn Rates, Net Retention oder Halbleiterzyklen modellieren. Senior Banker:innen müssen schnelllebige Sub-Sektoren wie KI/ML, Quantencomputing, Web3 und Cybersicherheit im Blick behalten, um potenzielle Deals frühzeitig zu erkennen.
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JP Morgan ist einer der größten Finanzkonzerne der Welt und ein Schwergewicht im Tech-Investmentbanking. Die Bank begleitet regelmäßig die größten IPOs und M&A-Transaktionen im Technologiesektor.
Goldman Sachs gilt als Marktführer bei Tech-Börsengängen und Mega-Deals im Silicon Valley. Das Institut ist oft erste Wahl für Unternehmen, die international an die Börse gehen wollen.
Morgan Stanley ist besonders stark im Equity Capital Markets (ECM) und bekannt für große Tech-IPOs. Auch im M&A-Bereich spielt die Bank bei strategischen Transaktionen eine zentrale Rolle.
Citi überzeugt durch ein globales Netzwerk und umfassende Abdeckung des Tech-Sektors. Besonders in Schwellen- und Wachstumsmärkten berät die Bank viele aufstrebende Technologieunternehmen.
Bank of America Securities verfügt über starke Corporate-Finance-Kompetenzen. Das Institut gewinnt zunehmend an Bedeutung bei internationalen Tech-M&A-Transaktionen.
Barclays ist eine britische Großbank mit solider US-Präsenz im Tech-Investmentbanking. Sie baut ihre Spezialisierung im Technologiesektor stetig weiter aus.
UBS ist eine Schweizer Großbank mit breitem Beratungsspektrum. Besonders im europäischen Tech-Markt zählt sie zu den wichtigen Playern.
Qatalyst Partners (Boutique)
Qatalyst Partners ist eine hochspezialisierte Boutique aus dem Silicon Valley. Sie berät exklusiv bei großen, komplexen Tech-M&A-Deals.
Centerview Partners
Centerview Partners ist bekannt für ihre erstklassige strategische Beratung. Auch im Tech-Bereich hat sich die Boutique einen hervorragenden Ruf erarbeitet.
Lazard ist eine traditionsreiche Investmentbank mit weltweiter Präsenz. Neben Tech-M&A ist sie auch in Restrukturierungen führend.
Moelis & Company
Moelis & Company ist eine unabhängige Boutique mit globalem Netzwerk. Sie baut ihre Präsenz im Tech-Investmentbanking kontinuierlich aus.
Warum Tech-Investmentbanking besonders ist
Wie bereits erwähnt, hat die Tech-Branche ihre Besonderheiten, die sie von anderen Investmentbanking-Gruppen unterscheiden. Dazu zählen die Marktzyklizität, Risiken durch Innovation und Disruption, einzigartige Geschäftsmodelle, Bewertungsherausforderungen und spezielle Deal-Strukturen. Im Folgenden findest du einen Überblick über diese Faktoren.
Marktzyklen und Timing
Tech-Deals reagieren äußerst sensibel auf Marktzyklen. Die Bewertungen von Technologieunternehmen steigen, und IPOs boomen, wenn Kapital günstig ist. Das ist typischerweise bei niedrigen Zinsen der Fall. So kam es 2020 bis 2021 zu einer Welle an Tech-IPOs bei nahezu null Prozent Zinsen. Unternehmen wie Snowflake, Airbnb und DoorDash gingen mit extrem hohen Bewertungen an die Börse. Softwarefirmen wurden mit dem 15- bis 20-Fachen ihres Umsatzes bewertet.
In den Jahren 2022 bis 2023 folgte dann eine deutliche Abkühlung. Regierungen erhöhten die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen. Wachstumsaktien gerieten unter Druck, und der IPO-Markt kam fast vollständig zum Erliegen. Nur wenige Tech-Unternehmen gingen noch an die Börse.
Tech-Investmentbanker:innen brauchen ein gutes Gespür für das richtige Timing. Nur so können sie ihre Kund:innen sinnvoll beraten. Etwa bei der Frage, ob sie Kapital aufnehmen oder einen Verkauf in Betracht ziehen sollten.
Innovations- und Disruptionsrisiken
Die Tech-Branche entwickelt sich rasant. Geschäftsmodelle ändern sich oft in wenigen Jahren: Streaming ersetzte DVDs, Cloud-Lösungen verdrängten On-Premise-Software, und KI transformierte Geschäftsprozesse. Auch externe Änderungen, wie Apples iOS-Datenschutzupdate, können Milliardenwerte vernichten.
Tech-Banker:innen, die strategisch beraten, müssen sowohl branchenweite Umbrüche im Blick haben als auch unternehmensspezifische Risiken erkennen, die den Unternehmenswert massiv beeinflussen können – im Positiven wie im Negativen.
Einzigartige Geschäftsmodelle und Kennzahlen
Ein weiterer Aspekt, der Tech-Investmentbanking besonders macht, ist die Art und Weise, wie Technologieunternehmen arbeiten. Sie nutzen Geschäftsmodelle, die in den meisten traditionellen Branchen nicht vorkommen, zum Beispiel Abonnements (SaaS), Plattform-Ökosysteme, Netzwerkeffekte oder Freemium-Strategien. Diese Modelle schaffen auf eine Weise Wert, die in klassischen Finanzkennzahlen oft nicht vollständig abgebildet wird.
Deshalb müssen Banker:innen sich auf die Kennzahlen konzentrieren, die die Unternehmensleistung am besten widerspiegeln:
ARR (Annual Recurring Revenue) und Churn Rates sind entscheidend für SaaS-Unternehmen.
Customer Acquisition Cost (CAC) und Lifetime Value (LTV) zählen vor allem in der Consumer-Tech-Branche.
MAUs/DAUs (monatlich/täglich aktive Nutzer) zeigen, wie gesund eine Plattform oder App wirklich ist.
Im Tech-Investmentbanking stützt man sich stark auf diese spezialisierten KPIs, um zu verstehen, wie ein Unternehmen nachhaltig wächst und Wert aufbaut. Das unterscheidet sich deutlich von klassischen Branchen, in denen Kennzahlen wie EBITDA, Free Cashflow oder KGV im Vordergrund stehen.
Herausfordernde Unternehmensbewertung
Tech-Bewertungen basieren stärker auf zukünftiger Skalierbarkeit und Marktpotenzial. Häufig werden Umsatzmultiples oder zukunftsgerichtete Cashflow-Modelle bevorzugt.
Besondere Deal-Strukturen
Deals im Tech-IB umfassen häufig:
Wachstumsinvestitionen in Minderheitsbeteiligungen: Beispiel: Meta investierte rund 6 Milliarden USD in Reliance Jio.
Sekundärverkäufe: Uber ermöglichte Mitarbeitenden den Verkauf von Anteilen vor dem IPO.
Grenzüberschreitende Übernahmen: Microsoft übernahm GitHub für 7,5 Milliarden USD.
Vorbereitung auf Tech-IB-Interviews
Wenn du zu einem Interview für eine Position im Tech-Investmentbanking eingeladen wirst, solltest du dir gezielt Zeit für Selbststudium, das Üben mit Mock-Interviews und die Zusammenarbeit mit einem professionellen Interview-Coach nehmen. Im Folgenden findest du eine Übersicht, wie du jeden dieser Tipps am besten umsetzt.
Selbststudium: Investment Banking und Tech-Themen
Beherrsche die IB-Grundlagen: Rechnungswesen, Bewertung, Modellierung. Lerne tech-spezifische KPIs wie ARR, Churn und MRR. Informiere dich über aktuelle Branchenentwicklungen und Deals.
Plane feste Zeiten ein, um dein IB-Wissen aufzufrischen. Dazu gehören Buchhaltung, Bilanzanalyse, Bewertungstechniken und Finanzmodellierung. Es ist wichtig, die Grundlagen sicher zu beherrschen, bevor du dich mit branchenspezifischen Themen beschäftigst. Neben den technischen Inhalten solltest du dich auch intensiv auf Behavioral- und Fit-Fragen vorbereiten.
Nutze deine Lernphasen außerdem, um:
dich über aktuelle Tech-Trends und Branchen-News zu informieren.
dir jüngste Transaktionen anzusehen und sie im Gespräch analysieren zu können.
Kennzahlen aus der Tech-Branche zu lernen. Etwa Gross und Net Churn, Gross und Logo Retention, ARR und MRR.
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Mit Mock-Interviews üben
Wenn du ein paar Self-Study-Sessions hinter dir hast, suche dir Peers oder Mentor:innen für Probeinterviews. Diese simulieren reale Gespräche, helfen dir dabei, Selbstvertrauen aufzubauen und deine Schwächen zu erkennen. Führe am besten mehrere solcher Interviews mit Personen durch, die dir ehrliches und konstruktives Feedback geben können. Du kannst sie auch aufzeichnen, um später deine Körpersprache und Kommunikationsweise zu analysieren.
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Wenn du nichts dem Zufall überlassen willst, arbeite mit einem professionellen Interview-Coach zusammen. Wähle jemanden mit Erfahrung im Investmentbanking, denn solche Coaches können dir wertvolle Insider-Tipps geben. Viele der besten Interview-Coaches haben selbst im IB gearbeitet oder waren im Recruiting tätig. Dadurch erkennen sie Schwächen, die dir bei deinen eigenen Vorbereitungen vielleicht gar nicht aufgefallen wären. Sie erkennen blinde Flecken, die dir möglicherweise entgehen, und helfen dir gezielt, dein Auftreten zu verbessern.
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Sowohl in der Interviewvorbereitung als auch im Berufsalltag als Banker:in wirst du dich regelmäßig mit Branchentrends beschäftigen. Zu den aktuell wichtigsten Themen zählen Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Fintech und regulatorische Entwicklungen.
Künstliche Intelligenz
Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedensten Branchen ist einer der größten Trends im Tech-Investmentbanking. Die Folge ist eine starke Nachfrage nach Übernahmen von KI-Startups. Beispiele:
Meta übernahm 49 % von Scale AI für rund 14,8 Mrd. USD
Salesforce kaufte Informatica für etwa 8 Mrd. USD
IBM übernahm Seek AI, ein Startup für natürliche Sprachverarbeitung
OpenAI erwarb das AI-Hardware-Startup io
Google schloss einen Lizenzdeal über 2,7 Mrd. USD mit Character.AI ab
2024 investierten Venture-Capital-Fonds rund 110 Mrd. USD in KI-Startups. Bereits im ersten Halbjahr 2025 stieg das weltweite Investitionsvolumen auf fast 162 Mrd. USD – und übertraf damit das gesamte Vorjahr.
Cybersecurity
Mit dem Ausbau digitaler Infrastrukturen wächst auch das Risiko von Cyberangriffen. Das macht Unternehmen im Bereich Cybersecurity zu besonders attraktiven M&A-Zielen. Aktuelle Deals:
Alphabet übernahm Wiz, eine Cloud-Security-Plattform, für 32 Mrd. USD
Palo Alto Networks erwarb Protect AI für über 500 Mio. USD
Proofpoint kaufte Hornetsecurity für 1 Mrd. USD
Fintech und digitale Zahlungen
Zahlungsdienste, Banking-Apps und Blockchain-basierte Services erleben derzeit starkes Wachstum. Das führt zu einer Zunahme an Partnerschaften und Übernahmen. Fintechs, Banken und Tech-Anbieter kooperieren immer öfter oder führen strategische Übernahmen durch. Zum Beispiel, um Blockchain-Technologie zu integrieren, KI-gestützte Betrugsprävention zu verbessern oder Embedded Finance nahtlos in digitale Plattformen einzubetten.
Karriere- und Exitmöglichkeiten
Solche Trends im Tech-Investmentbanking bedeuten auch konkrete Chancen für dich. Wer sich als Junior-Banker:in früh auf Zukunftsthemen wie die Analyse von KI-Unternehmen oder Due Diligence im Bereich Cybersicherheit spezialisiert, positioniert sich frühzeitig als Expert:in – und kann so den Karriereaufstieg in diesem Wachstumsfeld deutlich beschleunigen.
Spannend ist auch: Tech-Investmentbanking ist ein globales Feld. In den USA findet es längst nicht nur an der Wall Street statt. Standorte wie Silicon Valley, Boston, Austin und Seattle sind starke Hubs mit vielfältigen Möglichkeiten.
Auch die Exit-Optionen in der Tech-Welt sind attraktiv, insbesondere in folgenden Bereichen:
Tech-fokussierte Private-Equity-Fonds
Corporate Development bei großen Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft oder Meta
Venture Capital, vor allem bei Growth-Fonds mit Fokus auf KI und Cybersicherheit
Strategierollen bei großen Tech-Konzernen
Key Takeaways
Tech-Investmentbanking ist ein spezialisierter Bereich innerhalb von Investmentbanken, der klassische IB-Leistungen wie M&A, IPOs und Kapitalbeschaffung exklusiv für Tech-Unternehmen anbietet. Tech-Banker:innen übernehmen zwar ähnliche Aufgaben wie ihre Kolleg:innen in anderen Sektoren, müssen jedoch über tiefes Branchenwissen verfügen, etwa um technologische Besonderheiten im Finanzmodell korrekt abzubilden.
Besonders ist das Tech-Investmentbanking aufgrund seiner hohen Abhängigkeit von Zinsschwankungen, der ständigen Innovations- und Disruptionsgefahren, der unkonventionellen Geschäftsmodelle mit speziellen Kennzahlen und der komplexen, zukunftsorientierten Bewertungslogik.
Wer sich gut vorbereiten will, braucht fundierte Kenntnisse in klassischen IB-Themen sowie ein tiefes Verständnis für tech-spezifische KPIs. Neben intensivem Selbststudium gehören auch realistische Übungsgespräche und – idealerweise – die Zusammenarbeit mit einem Interview-Coach zur erfolgreichen Vorbereitung.
Derzeit wird das Tech-Investmentbanking vor allem von massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz, wachsendem M&A-Interesse im Bereich Cybersicherheit und der zunehmenden Konsolidierung in Fintech und digitalen Zahlungslösungen geprägt.