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Brainstorming als Consultant Brainstorming als Consultant
Cristian
Coach

Brainstorming als Consultant

Brainstorming wird oft missverstanden, sowohl im Case-Interview als auch im Job selbst – gerade für Berufsinsteiger:innen. 🧠⚙️

In diesem Artikel erklärt dir unser Experte Cristian, was Brainstorming eigentlich genau ist, wie erfahrene Consultants es im Alltag nutzen und wie du dich am besten auf den Brainstorming-Teil in Interviews vorbereiten kannst. Der Artikel ist in Form von Fragen aufgebaut, die Cristian von ehemaligen und aktuellen Coachees am häufigsten gestellt wurden. Viel Spaß beim Lesen!

Was ist Brainstorming?

Brainstorming bedeutet eine strukturierte Ansammlung von Ideen, die direkt auf die gestellte Frage antworten, eine klare Hypothese dahinter haben und idealerweise auch einen konkreten Handlungsimpuls geben. Also eine Art Empfehlung, was der Kunde oder die Kundin tatsächlich tun sollte.

Brainstorming heißt nicht, einfach eine lange Liste von zufälligen Ideen rauszuhauen, sobald die Interviewer:in oder der Kunde/die Kundin eine Frage gestellt hat. Vielmehr ist es eine durchdachte, strukturierte Antwort, die wirklich Mehrwert für das Gespräch bringt und zum Nachdenken anregt.

In vielerlei Hinsicht ähneln sich Framework-Fragen (meist am Anfang eines Case) und Brainstorming-Fragen (meist in der Mitte des Case), weil beide Fragen dazu dienen, Struktur zu schaffen. Der Hauptunterschied ist: Framework-Fragen sind eher investigativ und bilden das Rückgrat mit den Kernfragen, die die Analyse im Case leiten. Brainstorming-Fragen hingegen sind eher preskriptiv und sollen Ideen liefern, was der Kunde oder die Kundin tun sollte. Praktisch gesehen sind bei Framework-Fragen die einzelnen Punkte in der Struktur meistens selbst Fragen, während es bei Brainstorming-Fragen konkrete Ideen oder Aussagen sind.

 

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Wie sieht Brainstorming in der Praxis aus?

Stell dir vor, du bist Consultant und nimmst an einer Diskussion von Kund:innen teil, die zu deinem Arbeitsbereich gehört. Die Kund:innen bitten dich, tiefer zu analysieren, welche Features die Customer Experience verbessern könnten. Das Meeting endet, und dein:e Manager:in schlägt vor, dass du bei diesem Thema die Führung übernimmst. Was passiert als Nächstes?

Wie sieht Brainstorming in der Praxis aus?
  • Du erstellst den ersten Entwurf: Du setzt dich hin, sammelst Ideen und strukturierst sie so, dass sie verständlich sind. Je nach Thema und Erfahrung recherchierst du vielleicht noch online oder nutzt die interne Wikis/Wissensplattform.
  • Du holst dir Feedback aus dem Team: Sobald der Entwurf steht, holst du dir Rückmeldung von deinem oder deiner Manager:in oder deinen Kolleg:innen, die zwar gerade an anderen Projekten arbeiten, aber Erfahrung mit dem Thema haben.
  • Du holst dir senioren Feedback: Nach dem Team-Feedback fragst du interne und externe Expert:innen sowie Partner:innen und Senior-Partner:innen, die für die Kund:innen zuständig sind, um Inhalte und Präsentation zu verfeinern.
  • Du holst dir Feedback von den Kund:innen: Dein Entwurf ist jetzt verfeinert und abgestimmt. Jetzt besprichst du ihn mit Kund:innen auf verschiedenen Ebenen, um deren Input einzuholen.
  • Du präsentierst den Kund:innen: Mit dem Feedback aller Beteiligten stellst du die Lösung vor – mit dem sicheren Gefühl, dass die besten Ideen deines Teams und der Kund:innen darin stecken.

Im Interview ist das Ganze aber viel einfacher: Hier geht es im Grunde nur um den ersten Schritt, den ein Consultant durchläuft, also darum, Ideen zu entwickeln und diese sinnvoll zu strukturieren. Das ist sozusagen das Minimum Viable Product des Brainstormings.

 

Wie sieht eine schlechte Antwort aus?

Meist passiert Folgendes: Die/der Interviewer:in stellt eine Frage, und der/die Kandidat:in fängt sofort an, Antworten ohne erkennbare Reihenfolge oder Struktur zu nennen und macht zwischendurch Pausen, wenn ihm oder ihr die Ideen ausgehen. Es gibt keine klare Struktur, kaum Tiefe, wenig kreative oder wirklich hilfreiche Gedanken und die Kommunikation wirkt unsicher. Ganz ehrlich: So solltest du es lieber nicht machen. „Aus der Hüfte schießen“ machen Partner:innen in Senior-Meetings – und zwar erst, nachdem sie mindestens zehn Jahre Erfahrung in einer Branche gesammelt haben. Für angehende Consultants im Interview ist das definitiv keine gute Strategie.
 

Wie sieht eine gute Antwort aus?

Zuerst einmal solltest du wissen, wonach Interviewer:innen eigentlich suchen. Kurz gesagt, wollen sie herausfinden:

  • Nimmst du dir Zeit, um die Frage zu verstehen und deine Antwort vorzubereiten?
  • Ist deine Antwort klar und strukturiert?
  • Zeigst du Kreativität und treffsichere Lösungen?
  • Verstehst du die Branche und die Situation der Kund:innen, passend zu deinem Hintergrund?
  • Nutzt du die Datenpunkte aus dem Case, also verbindest du die verschiedenen Infos sinnvoll miteinander?
  • Präsentierst du deine Ideen überzeugend, mit Selbstbewusstsein und baust eine gute Beziehung zum/zur Interviewer:in auf?
  • Hast du eine oder mehrere Hypothesen als Grundlage und bietest praktische, umsetzbare Ideen für den Kund:innen?

Was du als Kandidat:in tun solltest:

  • Verstehe die Frage genau: Wenn du unsicher bist, fasse sie mit deinen eigenen Worten zusammen und bitte um Bestätigung, dass du richtig liegst.
  • Bitte höflich um Zeit: Es gibt keine feste Zeitvorgabe. Geschwindigkeit wird zwar bewertet, ist aber nicht das Wichtigste. 30 Sekunden bis eine Minute sind okay. Mehr Zeit ist meistens zu viel für eine Brainstorming-Frage mitten im Case. Konzentrier dich darauf, genug Zeit zu nehmen, um eine breite, tiefe und kreative Struktur zu entwickeln.
  • Sammle Ideen: Versuch, alle Teile des Cases miteinander zu verbinden und so viele Infos über die Kund:innen und das Projekt aus dem Briefing herauszuholen wie möglich.
  • Finde Gemeinsamkeiten: Ordne deine Ideen, indem du Gemeinsamkeiten suchst – diese „Bottom-up“-Struktur hilft dir, originelle Kategorien zu finden, statt die üblichen Schubladen zu benutzen.
  • Erstelle eine MECE-Struktur: (Mutually Exclusive, Collectively Exhaustive – sich gegenseitig ausschließend und zusammen vollständig).
  • Präsentiere deine Struktur von oben nach unten: Erkläre zuerst die Hauptbereiche, bevor du ins Detail gehst.
  • Nutze Feedback: Wenn der/die Interviewer:in dir Rückmeldung gibt, versuche, die Ideen einzubauen und darauf aufzubauen – ein Interview ist schließlich auch ein Gespräch.

 

Wie entwickelst du Ideen?

Viele Kandidat:innen tun sich mit dem Inhalt der Ideen am schwersten. Realistisch betrachtet hängt die Menge und Qualität der Ideen stark von deiner Erfahrung und deinem Wissen über die Branche ab. Aber das kannst du mit der Zeit und durch Übung verbessern.

Ein Tipp: Versuche, beim Brainstorming sowohl „bottom-up“ als auch „top-down“ vorzugehen (bottom-up haben wir ja schon erklärt). Top-down bedeutet, dass du zuerst überlegst, welche großen Themenbereiche für deine Antwort relevant sein könnten, und dann tiefer in diese Bereiche eintauchst, um weitere Ideen zu finden. Wenn du zum Beispiel nach Ideen gefragt wirst, wie man die Profitabilität steigern kann, könntest du top-down in zwei Hauptbereiche unterteilen: Umsatz steigern und Kosten senken. Dann denkst du dir zu jedem Bereich weitere konkrete Punkte aus.

Mach dir aber nicht zu viel Druck: Es wird nicht erwartet, dass deine Ideen herauragend sind, außer, du bewirbst dich für eine Expertenrolle. Viel wichtiger ist, dass du ein grundlegendes Verständnis für Business-Themen zeigst, ein Problem strukturiert durchdenkst, die Herausforderungen der Kund:innen mit möglichen Lösungen verknüpfst und das klar und effektiv kommunizierst.

 

Wie strukturierst du deine Antwort?

Es gibt verschiedene Ansätze, viele starten mit groben Bereichen und füllen diese dann mit Ideen. Aus meiner Erfahrung als Senior Consultant und Coach funktioniert es aber oft besser andersherum: Sammle zuerst Ideen in einer Liste und gruppiere sie danach.

Warum? So kommst du auf kreativere, individuellere Kategorien statt der immer gleichen Standard-Buckets, die Interviewer:innen längst kennen. Und wenn du nicht gerade Expert:in im Thema bist, weißt du am Anfang meist sowieso nicht, welche Struktur wirklich passt.

Also: Erst Ideen, dann sortieren. Das wirkt durchdachter und origineller.

 

Wie kannst du Brainstorming effektiv üben?

  • Übe ohne Zeitdruck:
    Statt direkt auf Tempo zu gehen, konzentrier dich darauf, die bestmögliche Antwort zu entwickeln. Nimm dir ruhig 5–15 Minuten. Danach vergleiche mit einer Musterlösung und schau, was dir gefehlt hat. So entwickelst du ein Gefühl für gute Antworten und baust Branchenwissen auf.
  • Nur Stichworte notieren:
    Schreib keine ganzen Sätze, sondern nur Keywords. Entwickle deine Gedanken dann beim Sprechen weiter. Das wird mit Übung immer leichter.
  • Fragen in Serien üben:
    Beantworte mehrere Brainstorming-Fragen hintereinander. Du bekommst so ein besseres Gefühl für verschiedene Fragetypen und lernst, was Tiefe, Struktur und Kreativität ausmacht.
  • Erstelle dir ein Ideen-Logbuch:
    Zum Beispiel für „Revenue steigern“: Typische Hebel wie Preiserhöhung oder neue Vertriebskanäle kannst du sammeln. Auch erfahrene Consultants arbeiten mit solchen „Menüs“. Deine Aufgabe: die Ideen clever auf die konkrete Frage und den Kund:innenkontext zuschneiden.

Ich hoffe, das gibt dir einen guten Start, um dein Brainstorming zu verbessern! Wichtigster Punkt: Mit Übung wirst du ganz automatisch besser. Glaub an dich, es funktioniert wirklich. 💪 Wenn du Fragen hast, melde dich gern bei Coach Cristian!

 

Über den Autor

Profilbild von Coach Cristian
Cristian
Coach
#1 rated McKinsey Coach | top MBB coach
  • Sprachen: Englisch

  • Standort: Deutschland

Nach seinem Abschluss in Oxford sammelte Cristian mehrere Jahre Erfahrung bei McKinsey. Bis heute hat er in acht verschiedenen Ländern und neun verschiedenen Branchen gearbeitet und seine eigene Beratung sowie das Unternehmen „Writer & Entrepreneur“ gegründet.

Cristian ist der höchstbewertete McKinsey-Coach auf PrepLounge. Obwohl er auf MBB und insbesondere auf McKinsey spezialisiert ist, ist er der perfekte Coach, um dir bei der Bewerbung bei verschiedenen Unternehmen zu helfen.

Keiner seiner Kandidat:innen hat nach vier Coaching-Sitzungen mit Cristian ein Case-Interview nicht bestanden.

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