Was wäre aus deiner Sicht der erste Schritt für Unternehmen? Und wie können sie sicherstellen, dass ihre KI-Anwendungen skalierbar sind?
Der erste Schritt ist ganz klar die sogenannte Data Readiness. Unternehmen müssen ihre Daten in strukturierter Form ablegen, idealerweise in maschinenlesbaren Formaten. Momentan sieht man häufig, dass wichtige Informationen noch physisch in Aktenordnern im Keller schlummern. Diese müssen eingescannt und in moderne Datenbanken überführt werden. Ohne eine solide Datenbasis ist es unmöglich, KI-Anwendungen effektiv zu nutzen oder zu skalieren.
Sobald die Daten fit gemacht sind, können Unternehmen beginnen, darauf aufzubauen. Hier kommen Agenten ins Spiel – KI-Systeme, die bestimmte Rollen übernehmen können. Zum Beispiel könnte eine Flotte von fünf Agenten für Research eingesetzt werden, gesteuert von einem Supervisor-Agent. Solche Strukturen ermöglichen es, Prozesse effizienter zu gestalten und echte Mehrwerte zu schaffen.
Für die Skalierbarkeit spielt die Cloud-Technologie eine zentrale Rolle. Unternehmen benötigen eine leistungsfähige Cloud-Infrastruktur, um ihre KI-Anwendungen flexibel und effizient zu betreiben. Die Kombination aus gut vorbereiteten Daten, intelligenten Agenten und einer robusten Cloud schafft den „Sweet Spot“, an dem KI-Lösungen skalierbar und wirtschaftlich sinnvoll werden. Aber der Schlüssel bleibt: Alles beginnt mit der Data Readiness.
Du hast die Cloud gerade schon erwähnt. Welche Trends siehst du in Bezug auf die Infrastruktur für KI, insbesondere in der Cloud?
Große Unternehmen bauen zunehmend eigene Clouds, während andere Cloud-Leistungen extern einkaufen. Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung. Für größere Unternehmen ist es oft wirtschaftlich sinnvoll, eine eigene Infrastruktur zu schaffen, während kleinere Unternehmen von externen Lösungen profitieren. Grundsätzlich sollten Unternehmen mit proprietären Daten eher ihre eigene Cloud nutzen, um sicherzustellen, dass die Daten nicht abfließen. Für bestimmte Datenarten ist eine on-premise-Lösung einfach die beste Wahl.
Was sind deiner Meinung nach die spannendsten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz?
Ich denke, eine der spannendsten Entwicklungen sind die medizinischen Anwendungen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie präzise KI-Modelle in der Prognostik arbeiten. Einige Modelle erreichen eine Genauigkeit von 94 Prozent, während juniorige Ärzt:innen oft nur bei etwa 60 Prozent liegen. Diese Differenz von über 30 Prozent ist enorm und zeigt, wie KI dazu beitragen kann, Fehldiagnosen zu reduzieren und Leben zu retten. Wenn man sich vorstellt, dass ein Drittel der Diagnosen fehlerhaft sein könnte, wird klar, wie wichtig diese Technologie ist.
Ein weiteres faszinierendes Feld ist die Pharmazeutik. KI ermöglicht es, neue Medikamente oder einzelne Stoffe automatisiert zu entwickeln. Die Forschung wird durch KI beschleunigt und effizienter gestaltet, was enorme Fortschritte in der Medizin und Gesundheitsversorgung verspricht.
Auch in der Bildung sehe ich großes Potenzial. KI kann Lehrkräfte nicht ersetzen, aber in Regionen, in denen Lehrermangel herrscht, könnte sie eine wichtige Lücke füllen. Sie könnte Kindern Zugang zu Wissen und Bildung verschaffen, wo es bisher keine Möglichkeiten gab.
Sprechen wir mal von Generativer KI. Wo wird sich dieser Bereich hin entwickeln? Was glaubst du, werden wir in den nächsten drei bis fünf Jahren sehen?
Ich gehe davon aus, dass der komplette Content, den wir online sehen, irgendwann nur noch KI-generiert sein wird. Alles wird höchst personalisiert – Werbung, Sprache, Tonalität – genau auf die jeweiligen Nutzer:innen zugeschnitten. Generative AI wird uns viel Arbeit abnehmen, aber auch Risiken wie Fake News und Deepfakes mit sich bringen. Hier rollt eine Lawine auf uns zu, die wir noch nicht vollständig kontrollieren können.
Zum Schluss würden wir gern noch wissen: Wie setzt du generative KI am liebsten im persönlichen Bereich ein?
Ich nutze generative KI vor allem, um Alltagsaufgaben effizienter zu gestalten. Zum Beispiel erstelle ich damit viel Content, insbesondere Texte. Alles, was mit Schreiben zu tun hat, lässt sich mit KI hervorragend bearbeiten. Ein konkretes Beispiel: Wenn ich E-Mails an die Lehrer:innen meiner Kinder schreiben muss, fällt mir das manchmal emotional schwer. In solchen Fällen gebe ich einfach einen sehr nüchternen Prompt bei ChatGPT ein und lasse mir eine passende E-Mail generieren. Das spart nicht nur Zeit, sondern nimmt mir auch den emotionalen Druck. Solche kleinen Anwendungen im Alltag beschleunigen die Arbeit enorm und machen vieles einfacher.
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